Probleme im Mehrkatzenhaushalt kommen häufig vor. Für Wohnungskatzen ist es immer besser zu zweit zu leben, vorausgesetzt die Wohnung bietet genügend Platz – pro Katze sollte ein Zimmer vorhanden sein.
Soll eine Einzelkatze mit einer zweiten zusammengeführt werden, lässt sich nicht immer vorhersagen was passiert. Eine ungesellige Erstkatze wird ihr Revier verteidigen und der neuen Katze mit Aggression begegnen. Es kann vorkommen, dass sie auf den Neuankömmling mit Protespinkeln reagiert oder sich beleidigt von ihren Menschen distanziert.
Mehrkatzenhaushalt – Die Auswahl einer zweiten Katze
Bei der Auswahl der zweiten Katze muss unbedingt darauf geachtet werden, dass die Tiere in Art und Temperament harmonieren. Eine ältere und/oder ruhige Katze wird sehr unglücklich, wenn man sie mit einem forschen Katzen-Teenager zusammenführen will. Und für eine extrem ängstliche und scheue Katze bricht eine Welt zusammen, wenn sie ihr Reich plötzlich mit einem dominanten Draufgänger teilen soll.
Die Rangordnung spielt eine Rolle
Katzen entwickeln beim Zusammenleben zwangsläufig eine Rangordnung, und es ist von Vorteil, wenn die zweite Katze die älteren Rechte der Erstkatze akzeptiert. Bei der Zusammenführung ist immer der wachsame Blick des Katzenhalters gefragt. Man muss beide Tiere im Auge behalten, damit nicht die eine von der anderen tyrannisiert wird.
Der Terror unter Katzen muss nicht offensichtlich sein, das kann ganz heimlich und unfair erfolgen: z.B. durch das Vertreiben von Lieblingsplätzen, Blockieren von Durchgängen, Benutzen beider Katzenklos und anderen Spitzfindigkeiten.
Wenn die erste Katze die neue konsequent angreift, und wenn die neue Katze nur noch verängstigt an unerreichbaren Stellen verweilt und schreit, sobald die überlegene Katze in ihr Blickfeld kommt, muss man schnell handeln. Wenn sich derartige Hassgefühle bei einer Katze etablieren, sind sie fast immer irreversibel. Man sollte dann darüber nachdenken, die zweite Katze in einen ruhigeren Haushalt zu vermitteln.
Die Geduld des Katzenhalters ist gefragt
Beim Vergesellschaften mehrerer Katzen darf kein Zwang ausgeübt werden, die Tiere müssen selbst das Tempo bestimmen können. Achtet man darauf, dass die „alte“ Katze ihre Vorrangstellung behält, dann besteht weniger Rivalität zwischen beiden Tieren. Wichtig ist, dass man nicht eher mit dem Neuling Freundschaft schließt als die erste Katze. In der Regel nimmt die Erstkatze eine dominante Rolle ein, was sich schon bei der ersten Begegnung an ihrer Körpersprache ablesen lässt.
Die Tiere sollten nach und nach miteinander bekannt gemacht werden. Die alteingesessene Katze geht vermutlich auf die neue zu, wandert um sie herum und schnuppert an ihrem Hinterteil. Die neue Katze lässt den Schwanz herunter hängen und legt die Ohren an, um Unterwerfung zu signalisieren, dann läuft sie davon, um Aggressionen aus dem Weg zu gehen. Das erste Treffen sollte an einem Ort stattfinden, wo die neue Katze einen schnellen Rückzug antreten kann, wenn die Situation brenzlig wird.
Wenn das Zusammenleben im Mehrkatzenhaushalt unerträglich wird
Der Spruch „Drei sind einer zuviel“ scheint sich auch bei der Katzenhaltung zu bewahrheiten. Es besteht die Gefahr, dass sich unüberwindbare Abneigungen entwickeln – selbst wenn es sich um Wurfgeschwister handelt, die sich einmal gut vertragen haben.
Die Haltung mehrerer Katzen auf engem Raum ist für Katzen und Menschen eine unerträgliche Belastung. Bei oberflächlicher Betrachtung vertragen sich vier oder mehr Katzen scheinbar besser als drei. Doch fühlen sie sich dabei nicht wohl, und die Verträglichkeit ist nur vorgetäuscht. Die Tiere sind fast ununterbrochen in Abwehrstimmung. Größere Kämpfe unterbleiben nur deshalb, weil die Aggression ständig in leichter Form abreagiert wird, was viele Besitzer solcher Katzengruppen gar nicht mitbekommen. Die unglücklichen Tiere stehen dabei unter einem ungesunden Dauerstress.
Niemand, der Katzen wirklich liebt und um ihr Verständnis bemüht ist, wird seinen Tieren so etwas zumuten wollen.
Das „gesellige Beisammensein“ ist eine Sache, auf die sich die Katze nur aus freien Stücken einlässt. Auch Katzen empfinden so etwas wie anhaltende Trauer um einen verlorenen Artgenossen und weisen über einen langen Zeitraum jeden neuen Artgenossen zurück. Es ist also falsch zu glauben, man müsse nach dem Tod der zweiten Katze möglichst schnell für ‘Ersatz’ sorgen.
Es kommt auch vor, dass in einer bisher gut funktionieren Katzen-Gemeinschaft ganz plötzlich der Haussegen schief hängt. Mögliche Gründe für das gespannte Katzenverhältnis könnten sein:
- Veränderungen in der Familie durch Trennung, durch neuen Lebenspartner, durch zweibeinigen Nachwuchs
- Der Tagesablauf des Katzenhalters hat sich verändert (neuer Job, andere Arbeitszeiten)
- Der Katzenhalter ist häufiger abwesend
- Veränderungen im Umfeld durch Handwerker, Baustellen, Lärmbelästigungen, neue Nachbarn, Kinder
Der Auslöser für den Stress lässt sich nicht immer herausfinden.
Ein untrügliches Zeichen für großen Stress ist, wenn die Katze aufhört durch Reiben mit dem Kinn an Möbeln, Türen, Tischen, Beinen ihren Duftstoff zu verbreiten. Glückliche Katzen markieren mit diesem Reiben ihr Revier mit einem Wohlfühlduftstoff (Pheromon), der für Menschen nicht wahrnehmbar ist. Bei ihren täglichen Streifzügen durch die Wohnung, nehmen Katzen diesen Duft wahr, fühlen sich sicher und können entspannen. Fühlt die Katze sich nicht mehr wohl, tritt anstelle des Verreibens von Wohlfühlpheromonen das Markieren durch Kratzen oder mit Harn auf.
Der Katzenhalter kann versuchen, mit künstlichen Pheromonen (gibt es als Zerstäuber für die Steckdose) den Frieden in der Katzengruppe wieder herzustellen.
Das alleine reicht oft nicht aus, und man muss den Lebensraum aufwerten z.B. durch:
- mehr Rückzugmöglichkeiten
- hohe Kratzbäume
- Regale zum Verweilen
- unterschiedliche Klettermöglichkeiten
- neue Verstecke anbieten
- zusätzliche Wasser- und Futterstellen
- zusätzliche Katzentoiletten
- einen gesicherten Auslauf (Balkon etc.)