Für scheue Katzen spielt der erste Eindruck vom neuen Zuhause eine große Rolle, ganz besonders wenn sie eine traurige Vorgeschichte haben und über einen Tierschutzverein vermittelt wurden.
Man braucht viel Geduld und Einfühlungsvermögen, wenn man das Vertrauen einer ängstlichen Katze gewinnen möchte. Scheue Katzen bewegen sich langsamer und vorsichtiger als ihre Artgenossen. Ihre Körperhaltung ist geduckt und angespannt, meist sitzen sie unauffällig in einer Zimmerecke, wo sie alles gut überschauen und beobachten können.
Einer scheuen Katze sollte man in den ersten Tagen nur einen Raum zur Verfügung stellen (mit Bett/Schrank/Kommode etc.). Nicht einsehbare Ecken/Nischen sollten zugestellt werden. Bitte daran denken, das Katzenklo sowie Futter- und Wassernapf getrennt voneinander im Raum aufzustellen. Wenn Sie der Katze mehrmals täglich Gesellschaft leisten, ohne sie zu bedrängen, wird sie schnell Ihre Nähe zu schätzen wissen.
Scheue Katzen eingewöhnen und Vertrauen gewinnen
Ängstliche Katzen darf man nicht zu ihrem „Glück“ zwingen, indem man sie hoch nimmt, festhält, ständig streichelt oder mit übertriebenem Gehabe auf sie einredet, möglicherweise unter Mitwirkung anderer Familienmitglieder. Eine scheue Katze braucht Zeit, denn sie wird mit vielen neuen Eindrücken konfrontiert: Mitbewohner, Geräusche, Gerüche, Tagesabläufe. Katzen sind Gewohnheitstiere, sie lieben ein geregeltes Leben. Und erst wenn eine Katze spürt, dass ihr keine Gefahr droht, wird sie langsam zutraulicher und gewinnt Vertrauen. Katzen lassen sich durch leises Sprechen beruhigen, dabei sollte man sie beim Namen nennen.
Katzen haben eine Scheu davor, angestarrt oder fixiert zu werden, also sollte man den direkten Blickkontakt meiden. Diskretes Verhalten ist das A und O, das scheue Tier darf nicht das Gefühl haben, ständig unter Beobachtung zu stehen. Auf dem Boden sitzend (also auf gleicher Augenhöhe) kann man versuchen, die Katze mit Spielzeug (Kordel, Federangel etc.) oder einem besonderen Leckerbissen zu locken. Bleiben Sie ruhig und gelassen, wenn die Katze sich endlich annähert. Freudenschreie oder das Zusammentrommeln der Familienmitglieder würden eine scheue Mieze sofort wieder in Angst und Schrecken versetzen. Menschen ohne jedes Feingefühl (davon gibt es leider viele) stürzen eine ängstliche Katze durch ihr Fehlverhalten erst recht ins Unglück, und nur allzu oft wird der scheue Neuankömmling wieder abgegeben, weil man sich unter der „Individualistin Katze“ eigentlich etwas anderes vorgestellt hatte. Alles wird gut, wenn Sie keine Erwartungshaltung einnehmen und wenn Sie bereit sind, sich in die Lage einer Katze hinein zu versetzen.