Die engen Zusammenhänge zwischen Tiermissbrauch und häuslicher Gewalt. In Amerika beschäftigt man sich seit über 20 Jahren mit diesem Thema.
Es gilt als erwiesen, dass es einen engen Zusammenhang gibt zwischen Tiermissbrauch, häuslicher Gewalt und anderen Formen gesellschaftlicher Übergriffe. Personen, die beruflich mit dem Schutz von Kindern und Tieren zu tun haben, haben dies erkannt und festgestellt, dass der Missbrauch von Kindern und Tieren in einem nicht enden wollenden Kreislauf der Gewalt miteinander eng verknüpft ist. Wenn in einem Haushalt Tiere gequält oder vernachlässigt werden, so ist das ein Warnsignal dafür, dass die Gewalt auch vor anderen Familienmitgliedern nicht Halt macht.
Wie ernst ist das zu nehmen?
Eine Erhebung der Tierbesitzer, in deren Familien der Missbrauch oder die Vernachlässigung von Kindern nachgewiesen werden konnte, zeigt, dass in 88 Prozent der Fälle neben dem physischen Missbrauch der Kinder auch ein Missbrauch der Tiere stattfand. (DeViney, Dickert, & Lockwood, 1983). Eine Studie über Frauen, die Schutz in Frauenhäusern suchten, macht deutlich, dass bei 71 Prozent von denen, zu deren Familien auch Tiere gehörten, der Partner das Haustier bedroht, verletzt oder getötet hat und 32 Prozent der Mütter berichteten, dass ihre Kinder Haustiere verletzt oder getötet hatten (Ascione, 1998). Und eine weitere Studie belegt, dass Gewaltverbrecher in einem Hochsicherheitsgefängnis häufiger als andere Verbrecher in ihrer Kindheit Tiere gequält haben (Merz-Perez, Heide, & Silverman, 2001).
Was wurde bisher dagegen unternommen?
In vielen Kommunen findet ein Austausch der Erkenntnisse und Mittel im Umgang mit Gewalt zwischen Menschen- und Tierschutzorganisationen statt. Man hat die Wechselwirkungen erkannt und bildet das Personal durch wechselseitige Schulungen entsprechend aus. Gesellschaften zur Verhinderung von Grausamkeiten an Tieren arbeiten eng zusammen mit Schutzorganisationen zur Vermeidung häuslicher Gewalt, um den von Gewalt bedrohten Tieren von Opfern häuslicher Gewalt Schutz zu gewähren. Zudem haben einige Staaten ihre Gesetze über Tierquälerei drastisch verschärft und andere Maßnahmen eingeleitet, um dieser Wechselwirkung entgegenzutreten. Diese staatlichen Maßnahmen erlauben ein früheres Eingreifen und senden die klare Botschaft, dass alle Formen der Gewalt ernst zu nehmen sind. Zum Beispiel:
In nahezu allen Staaten gilt Gewalt gegen Tiere als Schwerverbrechen
- Einige Staaten fordern Tierärzte auf, den Verdacht des Missbrauchs von Tieren zu melden und bieten Tierärzten, die den Missbrauch melden, Immunität im Hinblick auf bürgerliche und strafrechtliche Haftung an.
- Einige Staaten fordern im Tierschutz beschäftigte Kontrolleure dazu auf, den Verdacht des Missbrauchs oder der Vernachlässigung von Kindern anzuzeigen und werden in der Erkennung und der Berichterstattung von Kindesmissbrauch oder –vernachlässigung geschult.
- Einige wenige Staaten erlauben dem im Kinder- und Erwachsenenschutz beschäftigten Personenkreis, den Verdacht auf Missbrauch von Tieren anzuzeigen und werden in der Feststellung und in der Berichterstattung von Gewalt, Missbrauch und Vernachlässigung von Tieren geschult.
- Beinahe die Hälfte aller Staaten fordern psychologische Betreuung der wegen Missbrauch von Tieren Verurteilten.
Wie sieht es mit der Verhinderung von Grausamkeiten gegen Tiere in Amerika aus?
Seit 1877 gibt es in Amerika eine enge Zusammenarbeit der im Kinder- und Tierschutz tätigen Organisationen. Seit über einem Jahrzehnt, klären die Organisationen sowohl die Öffentlichkeit wie auch die beruflich in diesem Feld tätigen Personen über den engen Zusammenhang zwischen der Gewalt an Menschen und Tieren auf:
- Sie ermöglichen Workshops zur Schulung der Öffentlichkeit und fördern die Zusammenarbeit zwischen Menschen- und Tierschutzorganisationen, und den für öffentliche Sicherheit verantwortlichen und bei der Polizei beschäftigten Personenkreis.
- Sie fördern die Sensibilisierung dieses Themas auf nationaler Ebene, indem sie professionelle Schulungen auf Konferenzen anbieten und Leitfäden für den Umgang mit und dem Kampf gegen Gewalt herausgeben.
- Sie unterstützen die Verschärfung der Gesetzgebung im Bereich der Gewalt gegen Tiere, sowie den Entwurf einer gegen die Gewalt gegen Tier und Mensch gerichteten übergreifenden Gesetzgebung und Überprüfung auf staatlicher wie nationaler Ebene.
- Sie leisten einen Beitrag zum Verständnis der Wechselwirkung zwischen dem Übergriff auf Tiere und häuslicher Gewalt, indem sie Forschungen im Bereich des Missbrauchs von Tieren durchführen, die Bestrafung im Rahmen der Gesetzgebung und die Feststellung durch Tierärzte fördern.
Die amerikanischen Organisationen zur Verhinderung von Grausamkeiten an Tieren fordern, dass dieser Wechselwirkung entgegenzutreten ist und dass dafür folgende Vorkehrungen zu treffen sind:
- Übergreifende Schulungen und Erfahrungsaustausch zwischen den Polizeibehörden, Tierschutzorganisationen, Tierärzten, Gesundheitsbehörden und der im Bereich häuslicher Gewalt und im Kinderschutz tätigen Sozialarbeitern.
- Training und Schulung von Richtern und Staatsanwaltschaft über den dem engen Zusammenhang zwischen dem Missbrauch von Tieren und häuslicher Gewalt
- Gesetze zum übergreifenden Erfahrungsaustausch und übergreifende Standards
- Systematische Datenerfassung von Tiermissbrauch auf nationaler Ebene
- Verstärkung der Forschungen über den engen Zusammenhang zwischen Tierquälerei und häuslicher Gewalt und der Erfassung der möglichen Vorkehrungen und Interventionen auf diesem Gebiet
- Den Einbezug von Gewaltübergriffe gegen Tiere in die Erhebungen und Möglichkeiten des Eingriffs für Kinderschutzorganisationen, Psychologen und im Bereich häuslicher Gewalt tätiger Sozialarbeiter.
- Gemeinsame Anstrengungen zur Verhinderung häuslicher Gewalt und Sensibilisierung der Öffentlichkeit gegen alle Formen von Gewalt
Quelle: American Humane Association (Englische Version)