VIER PFOTEN klärt über Maschen krimineller Händler:innen auf.
Auch rund eineinhalb Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie boomt der illegale Welpenhandel noch immer. Auf der Suche nach einem Hundewelpen fallen Interessierte immer wieder auf kriminelle Händler:innen herein. Die unseriösen Online-Anzeigen der Täter:innen sind kaum als solche zu erkennen. VIER PFOTEN klärt über die perfiden Tricks auf und gibt wichtige Tipps für die Suche nach einem Heimtier.
Illegale Welpenhändler:innen agieren immer professioneller
Natürlich tragen Käufer:innen die Verantwortung dafür, wo sie ihr Tier erwerben: Aus Tierschutzsicht ist der Besuch im Tierheim die erste Wahl und ohne Frage dem Kauf über eine Online-Plattform vorzuziehen. Dennoch ist es nicht zielführend, Käufer:innen zu kritisieren oder gar öffentlich zu beschimpfen, wenn sie – in der Regel aufgrund von Unwissenheit – einen Welpen aus illegalem Handel erworben haben. Denn die meisten Online-Inserate geben keinen Aufschluss darüber, ob sie von seriösen oder kriminellen Anbieter:innen eingestellt wurden. Inserate sind häufig mit süßen Bildern und umfangreichen – wenn auch falschen – Informationen gestaltet. Einige illegale Händler:innen kopieren außerdem die Texte von seriösen Züchter:innen oder nutzen Bild- und Videomaterial von anderen Hunden. Bei der Übergabe auf Parkplätzen, in Hinterhöfen oder eigens angemieteten Wohnungen nutzen sie häufig die Corona-Krise als Ausrede – auch dafür, dass das Muttertier nicht zu besichtigen sei. Interessierte geraten vor Ort schnell in eine gnadenlose Falle: Hat man einen Welpen erst mal auf dem Arm, siegt trotz des schlechten Bauchgefühls meist das Mitleid.
„Wir sprechen uns im Kampf gegen den illegalen Welpenhandel klar gegen eine generelle Opferbeschuldigung aus und sehen die Politik in der Verantwortung. Kriminelle Anzeigen auf Online-Plattformen sind selbst für Expertinnen und Experten nur schwer von denen seriöser Anbietenden zu unterscheiden. Und auch ein auffallend niedriger Preis ist zum Beispiel schon lange kein eindeutiges Indiz mehr für illegalen Welpenhandel: Verglichen mit November 2019 haben sich die Preise von Welpen auf eBay Kleinanzeigen fast verdoppelt – dies macht auch die hohe Nachfrage nach Hundewelpen möglich. Statt der kürzlich gestarteten Aufklärungskampagne und einer angestrebten freiwilligen Branchenvereinbarung erwarten wir vom Bundeslandwirtschaftsministerium klare Gesetze, die den Online-Handel mit Tieren sicher machen und Kriminelle vom Markt ausschließen. Dafür brauchen wir eine Verifizierungspflicht für Verkäuferinnen und Verkäufer sowie eine Rückverfolgbarkeit für jedes angebotene Tier. Nur so kann dieser Verkaufskanal sicher gemacht werden und immenses Tierleid verhindert werden“, sagt Daniela Schneider, Kampagnenverantwortliche für Heimtiere bei VIER PFOTEN.
Worauf Sie beim Welpenkauf achten sollten
Jeder Kauf eines illegalen Welpens unterstützt das skrupellose Geschäft. Interessierte sollten nicht auf Sicherheitsprüfungen von Kleinanzeigen-Plattformen vertrauen. Denn diese reichen nicht aus, um den Online-Handel sicher zu machen. Sollte Sie beim Hundekauf ein merkwürdiges Gefühl beschleichen, rät VIER PFOTEN dringend dazu, auf den Kauf zu verzichten und die Polizei oder das Veterinäramt zu kontaktieren. Außerdem hat VIER PFOTEN ein Meldetool für Betroffene oder Beobachter:innen des illegalen Welpenhandels eingerichtet. Grundsätzlich gilt: Die Anschaffung eines Hundes sollte immer gut überlegt und gründlich vorbereitet sein. Wer auf Online-Portalen nach einem Tier sucht, läuft Gefahr, an Kriminelle zu geraten. VIER PFOTEN empfiehlt, immer zunächst im örtlichen Tierheim nach einem Hund zu schauen. Dort warten viele Hunde auf ein neues Zuhause. Werden Sie im Tierheim nicht fündig, sollten Sie sich ausschließlich an eine seriöse Züchterin oder einen seriösen Züchter wenden. Wie Sie diese:n erkennen und worauf Sie beim Welpenkauf achten sollten, erfahren Sie in der VIER PFOTEN Checkliste. Außerdem gilt: Kein Kauf ohne Vertrag. Dabei sollten Sie unbedingt kontrollieren, dass auch die Ausweisnummer des Anbietenden korrekt übertragen wurde.
Jeder illegal gekaufte Welpe unterstützt das Geschäft
Nach einer repräsentativen Umfrage von VIER PFOTEN fanden im vergangenen Jahr 14 Prozent der Menschen, die sich einen Hund anschafften, ihren Hund im Internet. Knapp die Hälfte der online gekauften Welpen zeigte ein auffälliges Verhalten. Viele davon kommen aus dem illegalen Welpenhandel. Die Welpen werden in Osteuropa vermehrt, sind oft krank und schwer traumatisiert. In Deutschland werden die Tiere über Online-Plattformen unreguliert verkauft. Auf diese Weise bleiben Verkäufer:innen anonym und können nicht strafrechtlich verfolgt werden. Das macht das Geschäft mit den Welpen für Kriminelle extrem attraktiv. Für jedes verkaufte Tier werden in Osteuropa viele weitere Welpen unter katastrophalen Bedingungen nachproduziert. Weitere Informationen zum illegalen Welpenhandel finden Sie hier.
© VIER-PFOTEN.ORG | Hamburg, 23. Juni 2021