Die Homöopathie ist in erster Linie aus dem Humanbereich bekannt, aber auch der Einsatz bei unseren Tieren hat sich immer wieder bewährt.
Nach erfolglosen schulmedizinischen Behandlungen wenden sich immer mehr Tierbesitzer der homöopathischen Behandlung zu, doch auch in der Homöopathie gibt es Unterschiede, welche ich später noch erklären werde. In vielen Zeitschriften finden sich immer wieder Behandlungsvorschläge für unsere kranken Katzen mit den sogenannten „sanften“ homöopathischen Mitteln. Der Leser bekommt für eine Krankheit X einige bewährte homöopathische Mittel genannt, ohne zu wissen, dass dies keine homöopathische Behandlung ist und alles andere als sanft sein kann.
Aber was ist die homöopathische Behandlung?
Sie ist mehr, als ich Ihnen in diesen Zeilen erläutern kann, doch werde ich versuchen, Ihnen die „Seele“ der homöopathischen Behandlung offen zu legen. Wer einmal die Grundsätze der Homöopathie verstanden hat, wird vielen Fragen begegnen und einige Behandlungsformen im Namen der Homöopathie differenzieren können. Wenn ich von der Homöopathie schreibe, dann meine ich damit nur die klassische Homöopathie, denn dies ist die einzig wahre Homöopathie, alles andere ist „Pseudo- oder Bastardhomöopathie“, wie es Samuel Hahnemann (1755- 1843), der Begründer der Homöopathie, genannt hat.
Samuel war also der Begründer der Homöopathie, aber nicht der Erfinder. Hippokrates und Paracelsus hatten den Grundgedanken schon vorher aufs Papier gebracht: „ Similia similibus curentur“ = Ähnliches werde durch Ähnliches geheilt.
Was bedeutet das?
Eine Verstimmung eines Lebewesens (egal, ob Mensch oder Tier), welches in der Homöopathie mit all seinen Facetten und charakteristischen Merkmalen betrachtet wird, drückt sich eventuell in einer Krankheitserscheinung aus.
Alle körperlichen und psychischen Symptome sind im Gegensatz zur Schulmedizin für die Behandlung mit der Homöopathie von hoher Wichtigkeit, da das Tier als eine Einheit von Körper und Seele betrachtet wird. Was macht die Katze ohne Seele aus? Eine Rasse, ein Körper mit äußerlichen Merkmalen, wie zum Beispiel: Langhaar, Kurzhaar, Nacktkatze, Perser, Exotic Shorthair, Siam, groß, schwer, mager, schön, schwarz, blau oder getigert.
Die Liste würde ins Unendliche gehen, aber wo ist das Individuelle einer Siamkatze zum Beispiel bezeichnet? Ist sie laut, unruhig, träge, hypersexuell, zurückweisend, geräuschempfindlich, um Zuneigung bettelnd, liebt sie die Wärme, ist sie eine gute Mutter oder eher aggressiver Natur ect.?
All dies wird betrachtet und durch ein sorgfältig ausgewähltes homöopathisches Mittel, welches der Verstimmung der Lebenskraft der Katze (nicht der Krankheitsbezeichnung) am Ähnlichsten entspricht, geheilt.
Dies ist alles andere als einfach, denn es gilt von über 3000 homöopathischen Mitteln, das Ähnlichste für diese kranke Katze herauszusuchen. Samuel Hahnemann hat im Laufe seines Lebens das Gesetz der „Ähnlichkeit eines Arzneimittels zum Ausdruck einer Krankheit eines Lebewesens“ entwickelt und erforscht und 1796 der Öffentlichkeit seine Therapieform vorgestellt.
Alle homöopathischen Mittel wurden im Gegensatz zur Pharmaindustrie am Menschen getestet und die Wirkungsweisen sorgfältig aufgeschrieben, welche heute tausende Seiten von Büchern füllen. Hahnemann war damals nach seinem Medizinstudium und seiner Tätigkeit als Arzt von der Schulmedizin mit den damaligen dramatischen Behandlungsformen so angewidert, das er eine Alternative zur Schulmedizin suchte und seine Praxis aufgab. Um sich und seine Familie aber zu ernähren, übersetzte der Sprachbegabte anderssprachige Schriftstücke und kam eines Tages mit einem Arzneimittelbuch von William Culen in Berührung, welcher über die hervorragende Wirkung der Chinarinde bei Malaria schrieb, die einen besonderen Einfluss auf den Magen haben sollte.
Dies ließ Hahnemann aufhorchen und er beschloss einige Gaben Chinarinde einzunehmen, obwohl er momentan nicht an der Malaria litt. In seinem Selbstversuch stellte er schnell fest, dass er nach Einnahme des Mittels sehr schnell Symptome einer Malaria entwickelte, die aber wieder verschwanden, wenn er die Chinarinde wieder absetzte. Somit war die klassische Homöopathie geboren und entwickelte sich stetig weiter. Hunderte von Mitteln aus dem Pflanzen-, Mineral- und Tierreich wurden am gesunden Menschen nach ihrer Wirkung ausprobiert, ausgewertet und schriftlich festgehalten.
Ein Arzneimittel, welches die Kraft hat an einem gesunden Menschen Krankheits- und Gemütssymptome auszulösen, hat au
Doch die Macht Krankheits- und Gemütssymptome bei einem kranken Lebewesen zu heilen, wenn es dem Tier am Ähnlichsten im Ausdruck der Lebensverstimmung und wenn es in der Wirkung durch die Potenzierung stärker als die eigentliche Krankheit ist.
Diese so nebenwirkungsfreie und sanfte Therapieform, wie sie oft beschrieben wird, ist in ihrer Ursubstanz, in ihrem Ursprung giftig für den Organismus und löst Symptome aus bis hin zum Tod.
Um diese Gefahr zu umgehen, hat Hahnemann die Potenzierung der Mittel erfunden, die je nach Verdünnung eine andere Wirkung zeigen und der Lebenskraft eines Lebewesens besser angepasst werden können, um den Organismus nicht zu überfordern und somit zu heilen.
Die Potenzierung- D, C oder LM- Potenzen, was heißt das?
Die Empfehlung der D- Potenzen von homöopathischen Mitteln aus Zeitschriften, in Foren oder aber auch in Büchern zur Selbstbehandlung von Katzen oder anderen Tierarten ist allein ein deutsches Phänomen und kaum erklärbar. Hahnemann selber hat mit C- Potenzen behandelt und in seinem letzten Lebensabschnitt mit den Q- Potenzen, auf die ich hier nicht weiter eingehen möchte, da dies ausschließlich in homöopathisch ausgebildete Hände gehört sowie auch sonst die klassische homöopathische Behandlung, aber dazu später.
Die D- Potenzen werden aus 1 Teil Ursubstanz und 9 Teile Trägersubstanz (Alkohol- Wasserlösung) hergestellt und zehnmal verschüttelt (kräftiges Schlagen des Fläschchens mit der Lösung auf eine harte Unterlage), so entsteht die D 1 (Dezimalpotenz). Die D 2 wird aus 1 Teil der D 1 und 9 Teile Trägersubstanz mit zehnmaliger Verschüttlung hergestellt und so geht es die Potenzleiter immer höher.
Die D- Potenzen sind aber von der Ursubstanz durch ihr Verhältnis 1: 10 nicht weit entfernt und wirken bei chronischen Erkrankungen nicht tief genug.
Die C- Potenzen (Centesimalpotenzen) werden aus 1 Teil Ursubstanz und 99 Teile Trägersubstanz mit zehnmaliger Verschüttlung hergestellt und ergibt die C 1 und so weiter.
Die LM- Potenzen, auch als Q- Potenzen bekannt, werden aus einem Teil einer C 3 eines Stoffes und 500 Teile einer Trägersubstanz hergestellt. Davon wird dann 1 Teil abgenommen und wiederum mit 100 Teilen Trägersubstanz gemischt und hundertmal geschüttelt. Dies ergibt die LM 1, ein Verhältnis von 1: 50.000 und doch so wirkungsvoll. Dieses Verfahren kann bis zur benötigten Potenz fortgeführt werden.
Hahnemann hörte bei den Q- Potenzen mit der weiteren Verdünnung auf, da er meinte: „Es muss auch ein Ende geben“, obwohl es auch bis ins Unendliche gehen könnte.
Das Kuriose ist, welches der Homöopathie auch immer angeprangert wird, das bei einem hohem Verdünnungsgrad von der Ausgangsmaterie rein physikalisch gesehen keine Ursubstanz mehr erkennbar ist und doch ist der Wirkungsgrad höher. Dies liegt an der Information, die von der Ursubstanz und dank der Potenzierung sich immer mehr verstärkt und von Verschüttelung zur Verschüttelung weitergegeben wird.
Tierhalter, die einer homöopathischen Behandlung skeptisch gegenüber stehen und von einem Tropfen einer homöopathischen LM- Potenz nicht viel erwarten, es sogar belächeln, werden oft eines besseren belehrt, gerade hier kann man erst recht nicht vom Placebo-Effekt sprechen, wenn man dies überhaupt bei Tieren tun kann.
Heutzutage werden Tesafilmstreifen als Datenspeicher benutzt, warum kann dann das Wasser, welches auch als Trägerstoff für ein homöopathische Mittel dient und der Ursprung aller Lebewesen ist, nicht als Informationsträger angesehen werden?
Behandlungsmöglichkeiten der Homöopathie bei Katzen
Für viele Tierbesitzer ist die klassische Homöopathie befremdlich, da ihr Ansatz doch so verschieden von der bekannten Schulmedizin ist. Auch einige große Homöopathen haben vor Ihrer Bekanntschaft mit der Homöopathie diese Methode abgelehnt, aus Unwissenheit.
Mit der Erkrankung kam der Glaube in diese Therapieart und so geht es auch manchem Tierhalter, der in seiner Verzweiflung um sein geliebtes Tier diese alternative Möglichkeit sucht, weil es vielleicht schon von der Schulmedizin als „austherapiert“ gilt oder die Medikamente nicht verträgt.
Doch was kann denn nun alles behandelt werden? Wenn Sie, lieber Leser, die vorherigen Beiträge aufmerksam gelesen haben, müsste Ihnen die Antwort auf der Zunge liegen. Tut es nicht?
Dann mach ich es kurz und knapp:
Das Lebewesen, egal, ob Mensch oder Tier. Es geht nicht um Krankheitsbezeichnungen, sondern um die Person Ulla, die hinter der Bezeichnung Mensch steht, um die Katze Mausi, den Hund Felix oder das Kaninchen Mümmel.
Was sind das für Persönlichkeiten?
Welche Symptome haben sie?
Was gilt als Ursache?
Welche Vorlieben und Abneigungen sind bekannt?
Es können zwei Katzen an der gleichen Erkrankung leiden, aber doch verschiedene homöopathische Arzneimittel benötigen.
Warum? Weil die beiden Katzen in ihrer Art und Weise, höchst wahrscheinlich verschieden sein werden, sie sind eben einmalig. In der homöopathischen Literatur findet man einen kleinen Absatz zu diesem Thema, den ich hier wiedergeben möchte:
Ein Kranker geht zu einem homöopathisch arbeitenden Arzt und fragt nach der Untersuchung und Fallaufnahme: „Herr Doktor, was hab ich denn?“ Antwortet der Arzt: „Stannum.“
Stannum ist ein homöopathisches Arzneimittel. Weil dies aber eine völlig neue Denkweise ist zum Altbekannten und doch immer gern an der Krankheitbezeichung festgehalten wird, möchte ich Ihnen nun die Behandlungsmöglichkeiten aufführen.
Einsatzmöglichkeiten der Homöopathie bei Erkrankungen:
- der Atemwege (z. B. Bronchitis, Schnupfen)
- des Kreislaufes (z.B. Herzschwäche)
- des Verdauungsapparates (z.B. Erbrechen, Mundschleimhautentzündung, Durchfall)
- des Harnapparates (z.B. Blasenentzündung, Nierenentzündung)
- der Geschlechtsorgane (z.B. Nachgeburtsverhalten, Milchdrüsenentzündung, Gebärmutterentzündung)
- des Bewegungsapparates (z.B. Sehnenentzündung, Prellung)
- der Sinnesorgane (z.B. Mittelohrentzündung, Bindehautentzündung, Grauer Star)
- des Hormonsystems (z.B. Schilddrüsenerkrankungen, Bauchspeicheldrüsenerkrankungen, Hypersexualität)
- der Haut (z.B. Dermatitis, Ekzeme, Allergien)
- des Nervensystems (z.B. Epilepsie, Nervenlähmungen)
- der Psyche (z.B. Autoaggression, Unsauberkeit, Angst, Aggressionen)
Dies ist nur als Anhaltspunkt gedacht und natürlich nicht vollständig. Auch ist die klassische Homöopathie kein Wundermittel, degenerative Veränderungen kann auch sie nicht wieder rückgängig machen, aber in vielen Fällen die Lebensqualität steigern.
Aber auch hier kommt es unter anderem darauf an, wie stark die Lebenskraft noch ist, wie lange die Erkrankung schon besteht oder ob schon viele unterdrückende Behandlungen erfolgt sind. Manchmal kann der Einsatz der Homöopathie auch begleitend zu einer schulmedizinischen Behandlung erfolgen.
Man darf aber nicht erwarten, dass eine jahrelange Erkrankung in zwei Tagen verschwunden ist, manchmal gibt es diese Wunder, aber in der Regel muss man auch dem Tier in einer homöopathischen Behandlung seine Zeit geben, die es braucht, um zu genesen.
©Zerrin Rusert, 2006