Das Revierverhalten hängt von den jeweiligen Lebensumständen einer Katze ab. Wildkatzen verfügen über riesige Jagdreviere und leben im Wesentlichen als Einzelgänger. Bei der Größe des jeweiligen Territoriums ist maßgebend, wie viele Beutetiere darin vorhanden sind.
Hauskatzen hingegen leben meist in Gegenden mit vielen anderen Katzen. Da die meisten von ihnen Futter erhalten, anstatt jagen zu müssen, ist die Größe des Reviers nicht so wichtig. Umso bedeutsamer ist allerdings das Paarungsverhalten, und es überrascht nicht, dass unkastrierte Kater häufig in Raufereien um rollige Kätzinnen verwickelt sind. Das macht ihr Leben nicht nur stressiger, sondern auch gefährlicher, denn bei Bissen können Keime von Krankheiten wie dem Katzen-Aids (FIV) übertragen werden.
Unkastrierte Kater sind großen Gefahren ausgesetzt, denn sie bewegen sich in größeren Streifrevieren als Kätzinnen oder kastrierte Kater. Deshalb fallen unkastrierte Kater öfter dem Straßenverkehr zum Opfer. Die Lebenserwartung unkastrierter Kater ist deshalb um mehrere Jahre kürzer als die kastrierter Geschlechtsgenossen.
Revierverhalten – Regeln und Methoden
Hauskatzen haben sich an das Leben in der Enge der Städte angepasst und Wegnetze durch Gärten und Höfe entwickelt. Das Wegerecht gilt manchmal jedoch nur zu bestimmten Tageszeiten. Wenn sich Katzen zufällig begegnen, kommt es nicht unbedingt zu Kämpfen. In der Regel bleiben sie nur stehen und starren sich an, bis einer nachgibt und den anderen passieren lässt. Bekannte Artgenossen werden beim Streifen eines fremden Reviers problemlos geduldet. Einem echten Kampf gehen mehrere Drohgebärden voraus, die den Gegner zur Aufgabe zwingen sollen, bevor es zur Sache geht. Kämpfe enden meist schnell mit der Flucht des Unterlegenen.
Katzen setzen unterschiedliche Methoden ein, um ihr Revier zu markieren und Eindringlinge abzuschrecken. Die von Katzen gesetzten Duftmarken sind in einem gemeinsamen Revier wichtige Informationen, sie geben Auskunft über Alter, Geschlecht, Status, Gesundheitszustand und letzten Besuch an einer Stelle. Die Duftdrüsen befinden sich vor allem am Kopf. Wenn eine Katze sich an den Bein eines Menschen oder an einem Zaunpfahl reibt, hinterlässt sie für uns nicht wahrnehmbare Geruchsinformationen.
Auch das Krallenschärfen an Pfosten und Bäumen hinterlässt Duftmarken. Unkastrierte Kater setzen ihren intensiv riechenden Urin zum Markieren ein. Der Penis ist bei Katern so nach hinten gerichtet, dass die Duftmarken in Nasenhöhe angebracht werden und selbst nach einem Regen für Artgenossen noch wahrnehmbar sind. Ein Revierneuling muss sich wohl oder übel in die bestehende Gemeinschaft einfügen, denn auch er muss Wegerechte gewähren und in Anspruch nehmen.
Die Bruderschaft unter Katern
Der Katzenforscher Prof. Dr. Paul Leyhausen (1916-1998) fand heraus, dass es unter frei lebenden Katern die Bruderschaft unter Katern gibt, eine Art gesellschaftliche Rangordnung, die man sich im Rivalenkampf um Kätzinnen erstreiten muss.
„Nach anfänglichen Kämpfen stellt sich so zwischen denjenigen, die sie bestehen und nicht völlig besiegt und unterworfen werden, eine formale Rangordnung ein, und zusammen beherrschen sie ihrer aller Gebiet als eine Art Bruderschaft. Sie treffen sich in freundlicher Gesellschaft“. (Zitat Leyhausen).
Neue Kater, die innerhalb des Gebietes zuziehen oder heranwachsen, werden regelrecht aufgefordert, der Bruderschaft beizutreten. Als Aufnahmeprüfung müssen sie Kämpfe bestehen. Die Prozedur – bis zur Anerkennung als vollgültiges Mitglied – dauert ungefähr ein Jahr. Die Bruderschaft soll verhindern, dass ein besonders starker Kater eine ganze Gegend tyrannisiert. So hat eine Gruppe von starken und gesunden Katern eine faire Chance, eine Partnerin zu finden und sich fortzupflanzen. In der heutigen Zeit sollte der verantwortungsbewusste Katzenhalter frei laufende Katzen und Kater unbedingt kastrieren lassen, denn nur so lässt sich das Katzenelend verhindern.