Dem Duft von Katzenminze oder Baldrian können nur wenige Katze widerstehen, das wissen auch Katzenfänger, die den Baldrian (auch Katzenwurzel oder Katzenkraut genannt) neben synthetischen Pheromonen als Lockmittel einsetzen, um die Katze aus ihrem Schlupfwinkel zu locken.
Der Duft mancher Blumen übt auf Katzen einen gewissen Reiz aus, wobei die bevorzugten Blumen individuell verschieden sind. Katzen gebärden sich, wenn sie Baldrian riechen, wie im Rausch oder in Ekstase, sie werden sogar „high“ davon.
Katzenminze und ihre Wirkung
Der Duft der Katzenminze (Nepeta cataria) ist nicht nur bei Hauskatzen, sondern auch bei Großkatzen beliebt. Das in Stiel und Blättern enthaltene Nepeta-Öl soll Katzen geradezu verrückt machen. Sie wälzen sich darin, um ihr Fell zu parfümieren und den Duft frei zu setzen. Der Trip beginnt mit intensivem Sniffen, die aufkommende Ekstase wird durch Kaubewegungen, Köpfchengeben, Seitenreiben, Wälzen, Rollen oder Flehmen (= wenn Katzen mit dem „Jacobsonschen Organ” – einem besonderen Sinnesorgan im Gaumendach – für sie unangenehme Gerüche wahrnehmen, ziehen sie bei leicht geöffnetem Mund die Mundwinkel zurück und Nase und Oberlippe hoch) gezeigt. Das Verhalten ähnelt einer sexuellen Erregung – ist aber keine, da auch kastrierte Katzen auf den Duft reagieren. Die Intensität ist von Katze zu Katze verschieden, wobei nicht alle Katzen auf die Katzenminze ansprechen. Zu den Katzen, die sogar aggressiv auf den Duft reagieren, gehörte mein Kater Tom.
Der Trip dauert 5-15 Minuten, biochemisch sind die Reaktionen ähnlich wie bei LSD oder Haschisch. Die Nepeta-Ölmoleküle erzeugen im Riechzentrum des Großhirns psychedelische Reaktionen (euphorische Trance- und Rauschzustände). Die Katze starrt entzückt, entrückt oder vielleicht sogar verrückt ins Nichts oder jagt eine Phantombeute. Auch im Baldrian (Valeriana officinalis) gibt es ein ähnlich wirkendes Öl.
Das „Wundermittel“ kommt zu oft zum Einsatz
Baldrian, Katzenminze und synthetische Pheromone (Spray oder Duftstecker) kommen als „Wundermittel“ viel zu oft zum Einsatz, z.B. wenn Katzen unsauber werden, an den Möbeln kratzen, Stress haben, aggressiv werden oder von ihren Katzenhaltern das kleine Schnäuzchen voll haben. Dass gerade ätherische Öle und bestimmte Düfte bei Katzen Stress auslösen können, wird dabei überhaupt nicht bedacht, denn schließlich reagieren nicht alle Katzen positiv darauf. In kätzischen Diskussionsrunden stehen Pheromone als Anti-Pinkel-Tipp auf Platz 1 und die „Wasserspritze“ auf Platz 2. Übrigens leben 90 % der hilfesuchenden bzw. ratgebenden Katzenhalter mit 3, 4 oder mehr Katzen in einem Haushalt. Das allein sollte zu denken geben, vielleicht eignen sich Hunde einfach besser als Rudeltiere. Sicher können Katzenminze und Pheromone im einen oder anderen Problemfall helfen, aber das „Mittel Nr. 1“ bei allen Verhaltensauffälligkeiten ist die Hinterfragung und Beseitigung der Ursache.
Möchten Sie in einem künstlichen Vakuum leben, ständig high sein, Köpfchengeben, sich auf dem Rücken wälzen und einem Phantom-Steak hinterher jagen? Wer garantiert eigentlich, dass diese Mittel keine Nebenwirkungen haben oder Folgeschäden verursachen? Die Hersteller sicher nicht, denn Wundermittel lassen sich gut vermarkten, und die Frage nach den Begleiterscheinungen kann nur eine Katze beantworten. Auf vielen Beipackzetteln steht, dass die Mittel nur für Katzen geeignet sind, nicht für Hunde oder Menschen!