Was tun, wenn Hund & Katze sich nicht verstehen?
Dass Hunde und Katzen nicht miteinander können, ist ein Mythos, der sich selbst unter Haustierbesitzern hartnäckig hält. Oft wird deshalb davon abgeraten, beide Spezies gemeinsam zu halten.
Das muss aber nicht sein: Es gibt viele Beispiele dafür, dass beide Arten sehr gut miteinander zusammenleben können. Dafür ist aber auch viel Engagement des Besitzers vonnöten. Im folgenden Artikel erfährst Du, was Du tun kannst, wenn Hund und Katze sich nicht oder nur schlecht verstehen.
Hunde und Katzen sprechen verschiedene “Sprachen”
Es ist wahr: In gewissem Sinne sprechen Hunde und Katzen verschiedene “Sprachen”. Viele Kommunikations-Gesten bedeuten auf “Hundisch” genau das Gegenteil von dem, was die Katze versteht:
- Mit einem wedelnden Schwanz signalisieren Hunde so z.B. Freude, bei Katzen bedeutet dies hingegen Nervosität und Angriffslust.
- Wenn Katzen sich behaglich fühlen und ihre Freude zum Ausdruck bringen, schnurren sie. Für Hunde wirkt das aber wie ein Knurren, das bei ihnen eine hohe Warnstufe darstellt.
- Hunde sind gewöhnlich sehr lebhaft, wenn sie sich freuen und spielen wollen. Katzen hingegen nehmen freudiges Bellen oder Anspringen schnell als Bedrohung wahr.
Es gibt also einige Kommunikationshindernisse. Allerdings solltest die Intelligenz beider Vierbeiner nicht unterschätzen. Sowohl Hunde als auch Katzen sind sehr lernfähig und können auch die “Sprache” des anderen lernen. Dafür ist aber deine Zeit und auch dein Engagement als Haustierhalter gefordert.
Idealzustand: Beide Tiere kommen fast gleichzeitig & in jungem Alter zusammen
Sowohl Hunde als auch Katzen lernen in jungen Jahren am besten. Ideal ist es daher, wenn beide Haustiere bereits im “Kindesalter” zusammenkommen. Welpen und Kätzchen gewöhnen sich viel schneller aneinander, wenn sie von Kleinauf gemeinsam aufwachsen – sie entwickeln dann sozusagen eine “Zweisprachigkeit”.
Beide Tiere sollten hierfür mindestens 12 Wochen alt sein – das ist das allgemein akzeptierte Minimum für eine Trennung vom Muttertier. In dieser Zeit sind sie noch gutmütig genug, um spielerische Annäherungen auch als solche zu verstehen. Sie haben noch keine schlechten Erfahrungen mit der anderen Spezies gemacht und gehen deshalb vorurteilslos aufeinander zu.
So machst Du das Zusammenleben beider Tiere verträglich
Das ist aber nicht immer möglich: Wenn Du bereits ein Haustier hast und dir dann einen Hund oder eine Katze anschaffst, ist Zoff leider oft an der Tagesordnung.
Besonders schwierig wird es, wenn die Tiere bereits erwachsen sind und z.B. aus dem Tierheim oder von der Straße adoptiert wurden. Sie sind dann bereits geprägt und haben oft schlechte Erfahrungen mit der anderen Art gemacht.
Aber keine Sorge: Es gibt Möglichkeiten, das Zusammenleben von Hund und Katze verträglich zu machen. Von alleine wird dies allerdings nicht geschehen, Du als “Familienvorstand” bist also gefordert.
Zunächst räumliche Trennung
Als ersten Schritt ist es empfehlenswert, die beiden Streithähne voneinander räumlich zu trennen – egal, ob sich die Tiere bereits kennen oder nicht. Die Trennungszeit sollte dann dafür genutzt werden, Hund und Katze trotz Kontaktlosigkeit aneinander zu gewöhnen. Dies geschieht insbesondere durch den Austausch von Geruchsproben: So ist es z.B. möglich, der Katze eine Kuscheldecke des Hundes zu präsentieren. Der bellende Vierbeiner kann im Austausch beispielsweise den Kratzbaum der Samtpfote kennenlernen.
Dies und die ständige Präsenz beider Tiere – Hunde und Katzen haben ein ausgezeichnetes Gehör und merken trotz Abwesenheit, dass noch jemand im Haus ist – sorgt für ein kontaktloses Kennenlernen: Ganz langsam merken beide, dass sie nicht alleine auf dieser Welt sind, das erleichtert das spätere Verständnis ungemein.
Erstkontakt unter entspannten Bedingungen
Nach einigen Tagen kannst Du dich dann daran machen, beide Tiere zusammenzuführen. Dies sollte unter möglichst entspannten Umständen geschehen: Der Erstkontakt ist sehr wichtig und prägt beide Tiere oft ihr Leben lang, ein Fehlstart sollte deshalb möglichst vermieden werden.
Hierfür gibt es einige Strategien, so z.B.:
- Beide Tiere sollten an einem “neutralen” Ort zusammengeführt werden, z.B. einem Zimmer, das während der Trennung haustierfrei war.
- Hund und Katze sollten gut gefressen haben und ausgetobt sein. Ohne überschüssige Energie ist das Streitpotential deutlich niedriger.
- Den Hund hast Du deutlich besser unter Kontrolle, wenn er beim Erstkontakt angeleint ist: Katzen sind eher Fluchttiere, halten eine kritische Distanz ein und werden deshalb bei ungestümen Annäherungsversuchen eher fliehen, wenn Du den Hund im Griff hast, kann er ihr nicht folgen.
- Beide Tiere sollten nicht in einer Transportbox gebracht werden, da dies die Stresslevel deutlich erhöht. Wenn Du auf “Nummer Sicher” gehen möchtest, solltest Du stattdessen z.B. ein ausreichend hohes Welpengitter aufstellen.
- Weiterhin solltest Du darauf achten, dass beide Tiere wirklich gesund sind. Ein erkälteter oder anderweitig kränklicher Vierbeiner reagiert meistens deutlich gereizter – keine guten Voraussetzungen für eine Zusammenführung.
Während der Kennenlernphase besonders aufpassen
Während dieser Erstkontakte bist Du als Halter ganz besonders gefordert: Du musst die Körpersprache beider Tiere ganz genau im Blick haben. Nervosität und Anspannung ist ganz normal. Wenn Hund oder Katze aber aggressive Signale geben, ist es Zeit, einzuschreiten und beide Vierbeiner wieder voneinander zu trennen und später einen neuen Versuch zu starten. Das dient nicht nur der Vermeidung schlechter Erfahrungen: Du schützt beide Tiere auch vor Verletzungen und dich vor Tierarztkosten.
Rückzugsorte schaffen
Sobald beide Tiere entspannt aufeinander zugehen, ist der Anfang gemacht. Hin und wieder kannst Du es dann auch mal wagen, Hund und Katze alleine zu lassen.
Spannungen werden aber immer wieder auftreten. Das liegt nicht nur daran, dass es sich um verschiedene Spezies handelt, auch der Gemütszustand spielt hin und wieder eine Rolle: Wenn der Hund gerne spielen möchte und die Katze müde ist, kann es z.B. durchaus passieren, dass es trotz eigentlicher Harmonie zu kleineren Kämpfen kommt.
Diese Situationen lassen sich vor allem durch die Schaffung von Rückzugsorten schaffen. Hierfür bieten sich z.B. Katzen- oder Hundehöhlen an, auch Indoor Hundehütten eignen sich gut für diesen Zweck.
Getrennte Fütterungen
Viele Konflikte entstehen aber auch durch Futterneid. Ein “Klassiker” ist es dann, wenn der Hund sich am Napf der Katze bedient. Das macht er nicht nur, um satt zu werden, sondern dient auch der Reviermarkierung: Unter Hunden hat das Alpha-Tier Vorrecht, der Vierbeiner will also auch Dominanz ausstrahlen.
Das kann die Verhältnisse im Haushalt ziemlich durcheinander bringen. Weiterhin ist “Futterklau” auch ungesund: Hunde- bzw. Katzenfutter ist gewöhnlich nicht für die vollwertige Ernährung der anderen Spezies gemacht, dementsprechend würden Mangelerscheinungen und gleichzeitig auch Übergewicht drohen.
Deshalb solltest Du die Futterplätze voneinander trennen. Hund und Katze müssen genau wissen, wann und wo sie fressen dürfen. Sollte es zu Übergriffen kommen, musst Du sofort einschreiten – in der ersten Zeit ist es deshalb sehr ratsam, bei den Mahlzeiten unauffällig präsent zu sein.
Eifersucht durch Fairness & Aufmerksamkeit für beide vermeiden
Ein großer Reibungspunkt sind auch Situationen, die durch Eifersucht entstehen. Wenn Du z.B. deine Katze auf dem Schoß hast, kann es passieren, dass der Hund seine Position als bester Freund gefährdet sieht und versucht, seinen Rivalen zu bekämpfen.
Hier hilft eigentlich nur Fairness: Du musst beiden Tieren mehr oder weniger gleich viel Aufmerksamkeit schenken und immer abpassen, wann Hund oder Katze gerade aufnahmefähig sind oder in Ruhe gelassen werden wollen.
Immer ruhig & geduldig bleiben
Das alles gelingt nur, wenn Du als “Chef” entspannt bleibst: Du musst das Heft in der Hand behalten, schimpfen und schreien ist der falsche Weg.
Versuche, den Tieren ruhig und bestimmt mitzuteilen, welche Verhaltensweisen erwünscht sind und welche nicht. So schaffst Du einen Rahmen, in dem Hund und Katze gleichberechtigt koexistieren können.
© Sven Kohler | Hundefreunde24