Rosa Bonheur (Marie-Rosalie Bonheur) war eine französische Künstlerin und eine der populärsten Tiermalerinnen des 19. Jahrhunderts. Sie war die erste Frau, die mit dem französischen Verdienstorden (Légion d’honneur) ausgezeichnet wurde.
Rosa Bonheur – Die frühen Jahre und ihre Erfolge als Malerin
Bonheur wurde 1822 in Bordeaux geboren. Sie war das älteste von vier Kindern von Raimond Bonheur Oscar, einem Landschafts- und Porträtmaler und Sophie Marquis, einer Musikerin. Ihr Vater war Mitglied der utopischen Saint Simeon Gesellschaft, einer christlich-sozialistischen Sekte, die die Bildung der Frauen förderte. 1832 verließ der Vater die Familie, um mit der Sekte in Isolation zu leben. Die verschuldete Familie blieb zurück und lebte in großer Armut. Rosa war erst elf Jahre alt, als ihre Mutter starb. Sie fand ein neues Zuhause bei der befreundeten Familie Micas, die in der Nähe wohnte. Ihre Tochter Nathalie und Rosa verliebten sich ineinander. Schon vor Beginn ihrer Karriere als professionelle Malerin, hatte sie bereits im Alter von 14 Jahren in männlichen Malklassen studiert und im Louvre Skizzen von Meisterwerken angefertigt. Von Anfang an war ihr Lieblingsfach die Tiermalerei. Später wurde sie von Léon Bonnat unterrichtet.
Rosa Bonheur stellte über einen Zeitraum von 19 Jahren regelmäßig auf dem Pariser Salon ihre Werke aus. Sie gewann 1848 die Goldmedaille des Salons und wurde von der französischen Regierung beauftragt, das Bild „Ackerbau in der Nièvre“ (1849) anzufertigen, das sich heute im Musée d’Orsay in Paris befindet. Im selben Jahr wurden sie und ihre Schwester Juliette Direktoren der „École royale gratuite de dessin“, Paris.
Die Malerin reiste nach England, wo sie Charles Eastlake, damals Präsident der Royal Academy, John Ruskin und Edwin Landseer kennen lernte. Sie unternahm Reisen durch die englischen und schottischen Landschaften und fand immer wieder neue Anregungen und Motive für ihre Tiermalereien.
Privatleben und die letzten Jahre
Durch ihre finanzielle Unabhängigkeit war sie 1860 in der Lage, in der Nähe von Fontainebleau das Château By zu kaufen. Im selben Jahr zog sie mit Nathalie und Madame Micas dort ein. Die drei Frauen teilten sich die Arbeit. Madame Micas war die Haushälterin, Nathalie besorgte die Leinwände und verhandelte mit Kunsthändlern, und Rosa Bonheur sicherte als professionelle Malerin den Unterhalt. 1865 erhielt sie Besuch von Kaiserin Eugénie, die ihr den Verdienstorden überreichte.
Große Trauer erfüllte ihr Leben, als 1889 ihre Lebensgefährtin Nathalie starb. Erst 1893 hatte sie sich von diesem Schicksalsschlag erholt und reiste in die Vereinigten Staaten. Als sie nach Frankreich zurückkehrte, traf sie 1895 Anna Elizabeth Klumpke, eine junge Malerin aus Boston, die Rosa Bonheur porträtieren wollte. Als die beiden Frauen eine freundschaftliche Beziehung eingingen, war Bonheur 77 und Klumpke 43 Jahre alt. Nach dem Tod von Rosa Bonheur (1899) verwaltete Anna Elizabeth Klumpke ihren Nachlass und gründete 1924 die Rosa Bonheur Memorial Art School.