Die meisten Tierärzte in Deutschland bestehen immer noch darauf, daß Katzen (und Hunde) jährlich gegen eine ganze Reihe von Krankheiten geimpft werden. Jährliche Impfungen sind jedoch weder nötig noch harmlos.
Auch bei Tieren halten Impfungen mehrere Jahre (z. B. Tollwut: mindestens drei) bis lebenslang (z. B. Katzenseuche). Ihr Immunsystem ist keineswegs schlechter als das des Menschen. Inzwischen plädieren auch manche deutschen Hochschulveterinäre und praktischen Tierärzte dafür, dass Katzen nicht mehr so oft nachgeimpft werden.
Die wichtigste Impfung für die Katze und ihre Schutzdauer
Katzenseuche (Panleukopenie, felines Parvovirus = FPV): Lebend- oder inaktivierter Impfstoff. Nach Grundimmunisierung (zwei Impfungen im Welpenalter) hält der Schutz mindestens 7,5 Jahre, wahrscheinlich lebenslang. Die Impfung ist auch bei Wohnungskatzen sinnvoll, da der in der Umgebung sehr stabile Erreger vom Menschen eingeschleppt werden kann.
Impfungen, die bedingt sinnvoll sind
1. Katzenschnupfen
a) Felines Herpesvirus (FHV), auch Rhinotracheitisvirus genannt; Lebend- oder inaktivierter Impfstoff. Die Impfung verleiht keine sterile Immunität, geimpfte Katzen können sich infizieren und erkranken. Dauer der (eingeschränkten) Schutzwirkung von FHV-Impfstoffen: bis zu 7,5 Jahre (inaktivierte Vakzine).
b) Felines Calicivirus (FCV): Die schlechte Schutzwirkung aller derzeit am Markt befindlichen Impfstoffe (lebend oder inaktiviert) ist wissenschaftlich belegt. Caliciviren kommen in vielen Varianten vor, in der Regel schützt die Impfung nicht mehr gegen die im Feld auftretenden Stämme. Lebendimpfviren können im Impfling mutieren und andere (geimpfte!) Artgenossen infizieren. Seit Einführung der Calici-Impfung wird das Virus viel häufiger nachgewiesen als zuvor. Neue Calici-Impfstoffe sind angeblich in der Entwicklung. Da alle erhältlichen Katzenschnupfen-Vakzinen auch FCV enthalten, ist die Calici-Impfung nicht zu umgehen, wenn man gegen FHV impfen läßt.
2. Felines Leukämievirus (FeLV, oft unzutreffend als „Leukose“ bezeichnet):
Sinnvoll allenfalls bei Jungtieren, bei denen ein Kontakt mit FeLV-infizierten Artgenossen nicht auszuschließen ist. Schutzwirkung der verschiedenen Impfstoffe sehr unterschiedlich, je nach Studie und Impfstoff von 100 bis nur 4,8 Prozent. Auch regelmäßig FeLV-geimpfte Katzen können sich bei Dauerkontakt mit Virusausscheidern infizieren und an FeLV erkranken. Neuzugänge in Katzengruppen sollten getestet sein.
Vorsicht: Testergebnisse sind bei gesunden Katzen oft falsch-positiv, daher ggf. nachtesten lassen.
Ausgewachsene Tiere besitzen eine gute körpereigene Abwehr gegen FeLV, die allermeisten werden bei kurzem Erregerkontakt damit selbst fertig. FeLV-Impfstoffe verursachen zusammen mit Tollwutimpfstoffen die meisten Impfsarkome. Schutzwirkung (der besseren Produkte) nach Grundimmunisierung mindestens drei Jahre.
Impfungen, von denen abzuraten ist
1. Chlamydien (bakterieller Erreger Chlamydia psittaci)
In einigen Seuche-Schnupfen-Kombi-Impfstoffen enthalten. Notorisch schlechte Schutzwirkung, relativ hohe Nebenwirkungsrate, weil Ganzkeim-Impfstoff (überdurchschnittliches Risiko von Unverträglichkeitsreaktionen).
2. Impfstoff gegen FIP (Feline Infektiöse Peritonitis)
Miserable Schutzwirkung wissenschaftlich erwiesen. Die Impfung kann den Ausbruch der Krankheit sogar fördern. Bei den meisten Katzen ist die Impfung sowieso sinnlos, da sie bereits infiziert sind mit dem meist harmlosen felinen Coronavirus (= Vorläufervirus des FIP-Erregers, der sich jeweils in der einzelnen Katze bildet, in der Regel bei Jungtieren unter starkem Stress).
Sonderfall Tollwut
Tollwutimpfstoffe schützen mindestens drei Jahre. Weil die deutsche Tollwut-Verordnung aber nur die jährliche Nachimpfung als Tollwutschutz gelten lässt, kann darauf schlecht verzichtet werden, vor allem in tollwutgefährdeten Bezirken. Freilaufende Katzen ohne gültigen Tollwutschutz können bei Kontakt mit einem tollwutinfizierten Wildtier oder nach einem Kratz- oder Beißvorfall von Amts wegen eingeschläfert werden. In den USA, wo es viel mehr Wildtollwut gibt als bei uns, gilt überwiegend die dreijährliche Impfung – das wäre hierzulande auch ohne weiteres möglich. Die Impfung wird auch bei grenzüberschreitenden Reisen und auf Ausstellungen verlangt. Tollwutimpfstoffe verursachen die meisten Impfsarkome.
Nebenwirkungen von Impfungen
1. Anaphylaktische (allergische) Reaktionen
Anaphylaktischer Schock unmittelbar nach der Impfung, muß sofort vom Tierarzt mit Antischockmitteln behandelt werden;
Durchfall und Erbrechen (manchmal blutig und mitunter tödlich)
2. andere Reaktionen
Impfsarkom: Tumor an der Impfstelle, Häufigkeit: 1 bis 10 Fälle pro 10.000 Impfungen, führt auch bei optimal ausgeführter großräumiger Operation fast immer zum Tode.
Bewegungsstörungen, zentralnervöse Störungen
(Seuche-Schnupfen-) Impfstoffe, die mittels Katzennierenzellkulturen hergestellt werden, sind möglicherweise (Mit-) Verursacher des heutzutage bei Katzen immer häufiger auftretenden chronischen Nierenversagens wg. Bildung von Autoantikörpern gegen das eigene Nierengewebe. (Studien dazu an der Purdue-Universität derzeit in Arbeit.)
Was tun, wenn der Tierarzt unbedingt impfen will?
Als Tierhalter bestimmen Sie, was an Ihrem Tier gemacht wird. Lassen Sie sich nicht einschüchtern. Achten Sie darauf, dass der Tierarzt Ihren Willen respektiert.
Lässt sich feststellen, ob ein Tier noch Impfschutz hat?
Titerkontrollen (Messung von Impfantikörpern im Blut) sind möglich für Katzenseuche (und Tollwut), jedoch nicht sinnvoll. Der Impfschutz besteht nicht nur aus Antikörpern. Durch Impfungen bilden sich Gedächtniszellen, die sehr lange vorhalten, durch normale Labortests aber nicht bestimmt werden können.
Drei-Jahres-Impfungen in den USA – ein nachahmenswertes Vorbild?
In den USA bestehen seit Ende 1997 neue Impfrichtlinien für Katzen, die von Tierarztfachverbänden erarbeitet wurden. Sie sehen nur noch alle drei Jahre Auffrischimpfungen gegen Schnupfen und Seuche vor. Das ist jedoch nur ein Kompromiss, weil auch diese Impfungen sehr viel länger als drei Jahre halten. Wer ängstlich ist, kann sich an das US-Modell halten. Das ist jedenfalls besser, als das Immunsystem des Tieres jedes Jahr unnütz mit Mehrfachimpfungen zu belasten. Je häufiger geimpft wird und je mehr Impfstoffe auf einmal gegeben werden, desto höher das Impfsarkom-Risiko.
Copyright 2005: Monika Peichl mopeichl(at)aol(punkt)com
Alle Rechte vorbehalten. – All rights reserved.
(Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung der Autorin)
Website: Haustierimpfung mit Verstand