Das “Heim erster Ordnung” ist der ruhende Pol im Leben einer Katze. Als Revier oder Territorium bezeichnet man ein Gebiet, in dem die Anwesenheit seines Bewohners die Anwesenheit gleichgeschlechtlicher oder gleichartiger Konkurrenten ausschließt (= verteidigtes Wohngebiet).
Der Mittelpunkt eines jeden Reviers ist das „Heim erster Ordnung“, das trifft auf Wohnungskatzen und Freigänger gleichermaßen zu. Bei einer Katze, die im Haus lebt, ist die Wohnung das „Heim erster Ordnung“. Wenn sie die Wohnung mit anderen Katzen teilt, ist der Ruheplatz z. B. ein Korb, den sie als ihr ganz persönliches Eigentum betrachtet, das „reduzierte Heim erster Ordnung“. In der Nähe des Heims befindet sich der Essplatz, der konstant sein soll. Auch Katzen mit mehreren Ruheplätzen bestehen auf einem einzigen Essplatz.
Revier einer Katze
Das Revier einer frei laufenden Katze besteht aus einem Streifgebiet mit häufig besuchten Orten, die durch ein Netz regelmäßig begangener Wege verbunden sind. Männliche und weibliche Katzen verteidigen ihre Reviere und markieren deren Grenzen. Da sich in vielen Fällen die Reviere überlappen, werden manche Wege, Beobachtungsposten oder Jagdgebiete von benachbarten Katzen gemeinsam aber nicht gleichzeitig benutzt. Hierbei folgen die Katzen einem genauen Zeitplan, um Streit zu vermeiden.
Vielleicht erklärt sich damit, dass es ein Fehler ist, einer Wohnungskatze die ganze Wohnung zu überlassen. Die Wohnungskatze braucht zeitweise verbotene Zonen, die Reviergrenzen ersetzen. Der Esstisch, ein neues Sofa, die Abstellkammer, das Kinderzimmer oder das Schlafzimmer können tabu sein, wobei es dem Menschen wie auch der Katze überlassen ist, wie streng solche Verbote eingehalten werden.
Das Schlafzimmer beispielsweise, das tagsüber verschlossen bleibt, ist nachts ein umso begehrter Aufenthaltsort, eben weil die Katze sonst nicht hinein darf. Zum Beispiel können Tisch oder Sofa unantastbar sein, wenn der Mensch in der Wohnung ist. Wenn der Mensch die Wohnung verlässt, weiß er sowie nicht, wo die Katze sich aufhält.
Überschreitung der Reviergrenzen
Verbote sind notwendig, damit sie übertreten werden können. Wie die Freilandkatze braucht auch die Wohnungskatze manchmal die Herausforderung. Die Wohnungskatze wird beispielsweise versuchen, die Reviergrenzen zu überschreiten, indem sie vor den Augen ihres Menschen auf das verbotene Sofa oder den Tisch springt und ihn dabei anstarrt. Kaum etwas ist frustrierender als eine ins Leere laufende unerwiderte Provokation, da geht es den Katzen nicht anders als uns Menschen.
Es wäre also falsch, die Katze einfach gewähren zu lassen. Am wirkungsvollsten ist es, zurück zu starren und ein scharfes Nein oder Aus auszusprechen. Tabuzonen lassen sich nur in einer großen Wohnung realisieren, ganz besonders bei der Haltung mehrerer Katzen. Katzen, die auf engstem Raum leben und unentwegt mit „Verboten“ drangsaliert werden, werden zu Nervenbündeln, dabei sind Stress- oder Fehlverhalten vorprogrammiert.