Édouard Vuillard wurde 1868 in Cuiseaux (Saône-et-Loire) geboren. Er wuchs in Paris in bescheidenen Verhältnissen auf. Vuillard besuchte das Lycée Condorcet, wo Maurice Denis und Ker-Xavier Roussel seine Mitschüler waren.
Édouard Vuillard – Studium und die Nabis
1885 folgte Vuillard seinem Freund Roussel ins Atelier des Malers Diogène Maillard. Dort machte er sich mit den Grundbegriffen der Malerei vertraut. Vuillard hielt sich oft im Louvre auf, wo er die Alten Meister kopierte. Ab März 1886 besuchte er die Académie Julian. Im Juli 1887 schaffte Edouard Vuillard die Aufnahme an die École des Beaux-Arts, die er allerdings nur sporadisch besuchte. Ab 1888 führte er Tagebuch, in dem er die im Louvre bewunderten Bilder skizzierte und Notizen für zukünftige Gemälde notierte. Diese frühen Skizzen und Studien in Öl zeigen, dass Vuillard sich speziell für die realistische Darstellung von Stillleben und Interieurs der niederländischen Maler des 17. Jahrhunderts begeisterte. Gemeinsam mit Maurice Denis schloss er sich 1889 einer Studentengruppe um Paul Sérusier an, die sich von der an der Akademie Julian gelehrten akademischen Malerei abgewandt hatten und auf Drängen Sérusiers im selben Jahr die Gruppe der Nabis gründeten.
Ausstellungstätigkeit
Édouard Vuillard arbeitete als Illustrator für die 1891 von Thadée Natanson gegründeten Avantgarde-Zeitschrift „Revue Blanche“, an der auch Pierre Bonnard mitarbeitete. Hauptthema seiner Bilder war das Interieur, immer wieder belebt von weiblichen Gestalten. Seine Arbeiten wurden in der Galerie Bernheim-Jeune in Paris ausgestellt. Lucy Hessel, die Frau eines Teilhabers der Galerie, wurde seine Vertraute und sein Modell. Durch die Hessels lernte Vuillard zahlreiche erfolgreiche Schauspieler und Schriftsteller sowie reiche Geschäftsleute kennen. 1912 erhielt Édouard Vuillard den Auftrag zur Dekoration des Foyers der 1913 im Gebäude des neuen Théâtre des Champs-Elysées eröffneten Comédie des Champs-Elysées. In der Folgezeit entstanden zahlreiche Porträts von Personen der vornehmen Pariser Gesellschaft und seiner Künstlerfreunde. In diesen Bildern, eindringlichen Charakterstudien, verband er Porträt und Interieur, indem er seine Modelle in ihrer gewohnten Umgebung darstellte.
Der Erste Weltkrieg hatte praktisch keinen Einfluss auf das Werk Vuillards. 1914 hatte er kurze Zeit in der Nähe von Paris gedient, später erhielt er den Auftrag, Soldaten an der Front in Gérardmer zu skizzieren. Zwischen 1923 und 1937 entstanden Porträts seiner einstigen Künstlerfreunde aus dem Kreis der Nabis: Roussel, Denis, Bonnard und Maillol, die er beim Malen darstellte. Die vier Bilder wurden auf der Exposition Internationale 1937 in Paris gezeigt. Das letzte Projekt war ein großes Wandgemälde für das Gebäude des Völkerbundes in Genf. Krank und tief betrübt über die Besetzung Frankreichs, flüchtete Vuillard vor den deutschen Truppen aus Paris nach La Baule, wo er im Sommer des Jahres 1940 starb.