Die quälenden Gedanken über den richtigen Zeitpunkt der Euthanasie einer Hauskatze kennt jeder Mensch, dem Tiere wirklich etwas bedeuten. In dieser Phase lernen Tierhalter oft die wahren Gesichter ihrer Mitmenschen kennen, denn nicht jeder hat Verständnis für die Ängste und Nöte um einen vierbeinigen Freund, der einen über viele Jahre begleitet hat.
Es kommt vor, dass man mit dem Tod eines Tieres ganz plötzlich konfrontiert wird, bei einem Unfall zum Beispiel. In diesem Fall hat der Tierhalter keinen Einfluss auf die Entscheidung zwischen Leben und Tod. Wenn eine Katze jedoch schwer erkrankt ist oder schon ein hohes Alter erreicht hat, zieht sich die Entscheidung über viele Monate hinweg. Katzen haben eine hohe Schmerzgrenze, und als Laie erkennt man oft nicht, wie schlimm es um sein Tier steht und wie groß sein Leiden wirklich ist. Man verdrängt die Wahrheit und glaubt, solange die Katze noch frisst und ab und an spielt, gehe es ihr gut. Doch oft trügt der Schein, denn Katzen sind schwierige Patienten und Meister im Verbergen von Schmerzen.
Bei einer schweren Erkrankung der Katze muss man sich auch eingestehen, dass die Katze sich nicht darüber äußern kann, ob sie sich wirklich noch wohlfühlt bei bestimmten Therapien und Maßnahmen, ob sie Schmerzen hat, oder ob sie überhaupt noch ein katzenwertes Dasein führen kann. Die Beurteilung über die Befindlichkeit seines Tieres gibt also nur der Tierhalter ab und nicht das Tier selbst! Eine Katze kann nicht den Tierarzt wechseln, eine Therapie ablehnen, die Medikamente verweigern oder zu einem Mittel greifen, wenn die Schmerzen unerträglich werden. Die Katze ist bei einer schweren, lebensbedrohlichen Erkrankung und auch im hohen Greisenalter voll und ganz ihren Menschen ausgeliefert.
Für den Tierhalter ist es wichtig, einen Tierarzt seines Vertrauens zu finden, der ihn aufklärt, wie die Prognose für die jeweilige Erkrankung lautet und bis zu welchem Zeitpunkt seiner Meinung nach die Lebensqualität der Katze erhalten bleibt. Wenn die Chemie zwischen Tierhalter und Tierarzt nicht stimmt, sollte man den TA unbedingt wechseln.
Die Euthanasie der Katze
Sie darf nur von einem Tierarzt durchgeführt werden. Über den Tag X, den Ablauf der Euthanasie (das Wort bedeutet ‚leichter Tod’) sollte man rechtzeitig und ganz offen mit dem Tierarzt sprechen. Es ist eine große Erleichterung, wenn der Tierarzt bereit ist, die Einschläferung zu Hause durchzuführen, denn für alte und kranke Katzen ist die fremde Umgebung eine große, zusätzliche Belastung.
Zwei Arten der Euthanasie
Es gibt zwei Arten der Euthanasie. Bei der einen wird das Tötungsmittel direkt in die Vene injiziert. Dazu wird eine Stelle am Vorderbein geschoren, danach wird die Vene gestaut und der Tierarzt führt die Kanüle oder einen Venenverweilkatheder ein, über den das Tötungsmittel appliziert wird. Bei nervösen Tieren ist diese Methode nicht angebracht. Wenn die Vene nicht exakt getroffen wird, verursacht das Mittel starkes Brennen.
Bei der anderen Variante wird die Katze durch eine Spritze in den Po in Narkose gelegt, und erst danach wird das Tötungsmittel gespritzt. Bei diesem Verfahren kann das Mittel auch direkt in Herz, Lunge oder Bauchhöhle gegeben werden. Das Mittel wirkt sekundenschnell.
Bei beiden Arten der Einschläferung können Bewegungen oder Zuckungen des Körpers auftreten, dabei handelt es sich lediglich um Reflexe, die in völliger Bewusstlosigkeit auftreten, sie sind kein Ausdruck für Schmerzen oder Qualen.
Auf ihrem letzten Gang begleiten
Auch wenn es noch so schwer fällt, ist es sehr wichtig, die Ruhe zu bewahren und seine Gefühle unter Kontrolle zu haben. Katzen spüren jede Aufregung, und zusätzlichen Stress sollte man ihnen in der Situation ersparen. Dass man seine Katze auf ihrem letzten Gang begleitet und das keinem anderen überlässt, dürfte wohl selbstverständlich sein.
Nach der Einschläferung eines Tieres kommen oft große Zweifel und Auflehnungsphasen, die sich auch gegen den Tierarzt richten können. Diagnosen und Behandlungsmethoden werden angezweifelt, man bereut, keine zweite oder dritte Meinung eingeholt zu haben und wird von Schuldgefühlen geplagt.
Tierhalter empfinden den Verlust eines geliebten Haustiers auf unterschiedliche Weise. Die gähnende Leere im Haus, die fehlende Begrüßung, die Trauer um den geliebten Freund, mit dem man schöne wie schwere Zeiten und Schicksalsschläge durchgestanden hat, sind schmerzlich und andauernd. Für viele Tierhalter war das Haustier der einzige Ansprechpartner und der einzige Grund zur Freude am Leben.
Der Trauerprozess kann lange anhalten, erst mit der Akzeptanz des Verlustes wird der innere Frieden wieder hergestellt.