Die klassische Homöopathie – Der Unterschied zwischen einer schulmedizinischen Behandlung und einer homöopathischen Behandlung.
Die Behandlung mit der Schulmedizin setzt voraus, dass die Erkrankung einen Namen hat, wie z. B. Verstopfung. Warum gerade diese Katze daran leidet, was sich sonst noch für Begleitsymptome zeigen, welchen Charakter die Katze hat, ist nicht von Interesse, denn: Die Verstopfung wird behandelt, nicht die Katze.
So bekommt das Kätzchen nun ein Mittel, welches Durchfall verursachen würde, also ein entgegen gesetztes Mittel. Ist auch nicht sonderlich verwunderlich, da das Wort „Allopathie“, welches die Schulmedizin bezeichnet, wörtlich übersetzt „andere Krankheit“ bedeutet.
Nach der Einnahme des Mittels geht Kätzchen fröhlich auf die Katzentoilette und der Tierbesitzer geht davon aus, dass nun wieder alles im Lot ist, denn die Verstopfung (die Krankheit) ist verschwunden.
Ist sie das wirklich? Homöopathisch gesehen ist nur das Symptom verschwunden, welches zeigen wollte, das etwas nicht so ist, wie es sein sollte. Die Verstopfung wurde unterdrückt, das heißt, die Anzeichen einer Disharmonie im Körper wurden zum Schweigen gebracht, aber die Ursache wurde nicht behandelt. Sollte sich danach eine etwas schwerwiegendere Erkrankung des Lebewesens einstellen, wird es sicherlich nicht mit der schulmedizinischen Behandlung in Verbindung gebracht.
Aber verstehen Sie mich nicht falsch, auch mit homöopathischen Mitteln kann man Krankheitszeichen unterdrücken, wenn es nicht nach den Gesetzen des Dr. Hahnemann angewandt wird, also nicht klassisch. Es gibt eben auch die andere Art der Homöopathie, die klinische Homöopathie oder auch die Anwendung von Komplexmitteln, die sich aus der klassischen Homöopathie entwickelten, sich aber nur nach Krankheitssymptomen richten. Da bekommt die Katze mit einer Verstopfung das homöopathische Mittel X, welches sich in der Anwendung dieses Übels sehr bewährt hat. Ob die Katze aber geräuschempfindlich und durstlos ist, ob sie andere Symptome noch zeigt oder eine Hauterkrankung dazu hat, ist auch hier nicht von Interesse.
Hier gibt es keinen Unterschied zur Schulmedizin, nur die Aussage, das homöopathische Arzneimittel nicht Schaden und sanft sind.
Dies stimmt nicht, es sind Arzneimittel und viele hochgiftig in ihrer Ursubstanz.
Beachten Sie, dass man auch mit homöopathischen Mitteln Schaden anrichten kann. Die Verschreibung von Komplexmitteln übertrifft noch die oben aufgeführte Anwendungsweise, da Komplexmittel eine Vielzahl an homöopathischen Einzelmitteln beinhalten, die sich für bestimmte Erkrankungen bewährt haben.
Nach dem Motto: „Eins davon wird schon helfen.“
Dies ist keine klassische Homöopathie und stellt keinen Unterschied zur Schulmedizin dar. Deshalb sollte sich der Tierhalter im Klaren darüber sein, warum er für sein Tier eine alternative Behandlung mit der Homöopathie in Erwägung zieht, denn sonst stellt es keinen Unterschied dar und wird langfristig nicht zum Erfolg bringen.
Auch sollte man von Rezepturvorschlägen in gewissen Büchern, Fachzeitschriften oder aber auch Foren, wo sich selbsternannte Homöopathen rumtummeln, Abstand nehmen, sie haben oft keinen Bezug zur klassischen Homöopathie.
Als Beispiel soll folgender Fall dazu dienen:
Eine langjährige Katzenzüchterin hatte für sich die Homöopathie entdeckt, kaufte sich ein Buch über Homöopathie für Katzen und machte sich Gedanken über die bevorstehende Geburt einer ihrer Samtpfoten, die schon bei der ersten Geburt Probleme gezeigt hatte.
Daher gab Sie ihr prophylaktisch ein homöopathisches Einzelmittel, welches sich bei Nachgeburtsverhalten bewährt hatte, anhand der Angabe in diesem Buch. Die Katze brachte sechs gesunde Kätzchen zur Welt und bekam danach Fieber, stinkenden Ausfluss aus der Vagina und war so apathisch, das sie ihre Jungen nicht mehr säugen konnte.
Oh Schreck, sie fuhr mit ihr zum Tierarzt, der dann feststellte, das sich eine Plazenta nicht richtig abgelöst hatte, die Katze hatte eine heftige Gebärmutterentzündung und musste nun mit Antibiotika behandelt werde.
Fazit: Die Milch versiegte und die Katzenzüchterin musste die sechs Kleinen mit dem Fläschchen großziehen.
Dies als Beispiel, wie eine homöopathische Behandlung nicht ablaufen sollte.
Die Katze hatte schlichtweg eine Arzneimittelprüfung durchgemacht, sie zeigte die Symptome, die das Mittel bei einer Arzneimittelprüfung beim gesunden Menschen verursacht.
Es war nicht das Mittel, welches die Katze hätte benötigen müssen, denn die Katze besteht eben nicht nur aus einer Gebärmutter, sondern ist ein Lebewesen mit Leib und Seele.
Hier hätte ein klassisch homöopathisch ausgebildeter Tierarzt oder Tierheilpraktiker im Vorfeld seine Arbeit tun können und nach einer ausführlichen Fallaufnahme, das ähnlichste homöopathische Mittel, welches zur Katze passt, verordnen müssen.
Was ist aber bei einer akuten Erkrankung der Katze?
Als erstes gibt es dazu zu sagen, dass es homöopathisch gesehen keine richtige akute Erkrankung gibt, sondern dass die aktuellen Symptome eher ein Ausdruck des Grundübels sind, welches im Körper schlummert. Dies kann von den Eltern vererbt worden oder aber im Laufe des Lebens erworben sein.
Als Akut darf man eigentlich nur Erkrankungen bezeichnen, die von Außen zugeführt worden sind, zum Beispiel ein Sturz, eine Prellung, eine Verstauchung, eine Verletzung, einen Wespenstich oder auch ein Schock.
Wie sieht es aber aus, wenn eine Katze nach der Geburt eine Entzündung der Milchdrüsen bekommt? Hier ist schnelles Handeln gefragt, doch muss man auch hier auf die Symptome schauen, die die Katze zeigt. Hat sie Fieber und ist doch durstlos, verbessert Druck, braucht sie Beistand etc. All dies wird zum richtigen Mittel führen, ohne das die ganze Krankengeschichte aufgerollt werden muss, wie bei einer chronischen Erkrankung.
Nach dieser Akutbehandlung sollte aber auf jeden Fall eine ausführliche homöopathische Anamnese erfolgen, welches dann mit größter Wahrscheinlichkeit auf ein anderes Mittel hinweisen wird, um so den Organismus wieder in Einklang zu bekommen.
Leider finden sich in einschlägigen Magazinen des öfteren einige Empfehlungen für den sogenannten „akuten Fall“. Nux vomica scheint ein Wundermittel zu sein, wenn man den Autoren glauben schenken darf. Schaut man sich dann das Arzneimittelbild an, wird der eine oder andere Tierbesitzer sicherlich feststellen, dass dieses Bild nicht seiner Katze ähnelt.
Ein Tier, welches vielleicht Nux vomica, auch die Unheilnuss genannt, braucht, ist so ziemlich das verfrorenste Wesen auf Erden, kann aggressiv bis tyrannisch sein, ungeduldig und ein Morgenmuffel.
Die Betonung liegt hier auf „kann“, muss aber nicht. Dies zu unterscheiden ist für den Tierhalter, der sein Tier mit ganz anderen Augen betrachtet, in der Regel nicht einfach.
Aber auch Arnika, als Heilpflanze für Verletzungen bekannt, wird gern empfohlen, ohne auf gewisse Risiken hinzuweisen. Selbst am Sandkasten sieht man heute die Mütter mit dem Globulifläschchen zum Kind stürzen, welches gerade von der Schaukel gefallen ist.
Arnika kann sicherlich oft gute Dienste leisten, doch bei offenen oder stark blutenden Wunden kann sie die Blutung noch fördern, welches lebensgefährlich werden kann. Innere Blutungen zum Beispiel, die sich bei einer Katze nach einem Sturz vom Balkon nicht ausschließen lassen, können für die Katze nach einer Gabe Arnika den Tod bedeuten.
Die Homöopathie kann lebensgefährlich sein, wenn sie nicht richtig angewandt wird.
©Zerrin Rusert, Tierheilpraxis Rusert 2006