Der deutsche Maler Ernst Ludwig Kirchner wurde am 6. Mai 1880 in Aschaffenburg geboren. Die Familie zog 1886 von Aschaffenburg nach Frankfurt am Main. 1887 erneuter Ortswechsel nach Perlen bei Luzern und 1897 Übersiedlung der Familie nach Chemnitz.
Kirchner macht 1901 sein Abitur und beginnt ein Architekturstudium zunächst an der Technischen Hochschule in Dresden, kurz danach in München. 1904 erneuter Wechsel nach Dresden, Begegnung mit Erich Heckel.
Ernst Ludwig Kirchner und die „Brücke“
1905 gründen Kirchner, Schmidt-Rottluff, Heckel und Bleyl die Künstlergruppe „Brücke“. Kirchner schließt das Architekturstudium mit Diplom ab. Die erste Jahresmappe der „Brücke“ erscheint 1906, fünf weitere folgen bis 1911. 1909 verbringt er mit Heckel und Pechstein den Sommer erstmals an den Moritzburger Teichen nördlich von Dresden, weitere Sommeraufenthalte dort schließen sich in den folgenden Jahren an. Die Modistin Doris Große (Dodo) wird bis 1911 Kirchners Geliebte und Modell. Die achtjährige Lina Franziska Fehrmann, genannt Fränzi, wird beliebtes Modell der Brücke-Künstler.
Ernst Ludwig Kirchner beginnt Holzskulpturen zu schnitzen. 1911 Übersiedlung nach Berlin. 1912 Behandlung von Motiven aus dem Milieu der Varietés, der Tanzlokale und des Zirkus. Begegnung mit dem Dichter Alfred Döblin, Bekanntschaft mit den Schwestern Erna und Gerda Schilling, die in einem Nachtlokal als Tänzerinnen arbeiten. Erna ist bis zu seinem Tod seine Lebensgefährtin. Im Mai 1913 Auflösung der „Brücke“-Gemeinschaft.
Im Juli 1915 Einberufung als Rekrut zur Feld-Artillerie in Halle. 1915 wegen nervöser Erregungszustände Sanatoriumsaufenthalt in Königstein/Taunus und Berlin-Charlottenburg, Reisen nach Berlin und Jena. 1917-1918 Klinikaufenthalt in Davos wegen Morphium- und Veronalsucht. Kirchner zieht im Sommer auf die Stafelalp, später in das Bauernhaus in den „Lärchen“ bei Frauenkirch.
Ausstellungen
1920 Große Graphik-Ausstellung bei Ludwig Schames in Frankfurt am Main. Im Februar 1921 Ausstellung von rund 50 Werken im Kronprinzenpalais in Berlin. 1923 Umzug in das Bauernhaus auf den „Wildboden“ am Eingang des Sertigtales, abseits von Davos. 1928 Teilnahme an der Biennale in Venedig. 1931 Beteiligung an der Ausstellung „German Painting and Sculpture“ im Museum of Modern Art in New York. Ernst Ludwig Kirchner wird Mitglied der Preußischen Akademie der Künste. 1933 große Ausstellung in der Kunsthalle Bern. Im Januar 1937 erste bedeutende Einzelausstellung in den USA, im Detroit Institute of Art. In deutschen Museen werden 639 Werke beschlagnahmt, 32 werden auf der Ausstellung „Entartete Kunst“ in München gezeigt.
Kirchners Gesundheitszustand verschlechtert sich. Er leidet unter der Diffamierung seiner Kunst und fürchtet den Einmarsch der Wehrmacht in die Schweiz. Am 15. Juni 1938 erschießt sich Ernst Ludwig Kirchner in der Nähe seines Hauses auf dem Wildboden.
Der Katzenfreund Ernst Ludwig Kirchner
Kein Künstler des Expressionismus hat so viele Ölgemälde, Aquarelle, Holzschnitte und Radierungen von Katzen geschaffen. Im Gegensatz zu den Künstlern des 19. Jahrhunderts, die anschaulich machten, wie sehr die Darstellung von Katzen auf den Menschen ausgerichtet waren, hat Ernst Ludwig Kirchner den Katzen ein Eigenleben zugestanden: als hoheitsvolle Wesen, liebevolle Katzenmütter und verspielte Jungtiere, treue Gefährten des Menschen. Ganz besonders ab 1919 in Davos hat er seine Katzen Bobby, Schacky und Flecky, aber auch fremde Katzen dargestellt.