20 Jahre unermüdlicher Einsatz zum Wohl der Tiere auf Kreta: Dafür steht der Name Silke Wrobel. Seit 1988 lebt die gebürtige Kielerin auf der griechischen Ferieninsel, wo sie für verwaiste oder misshandelte Hunde, Katzen, Esel, Vögel… kämpft. Bisher hat sie rund 10.000 Tieren das Leben gerettet.
Angefangen hatte alles mit ihrer schweren Krebserkrankung. Nach zahlreichen Krebstherapien und schlechten Prognosen entschied sie sich, für ein Jahr nach Kreta zu gehen, um Abstand von ihrer Krankheit zu bekommen. Und den bekam sie in der Tat. „Denn gleich zu Anfang“, erzählt sie, „stolperte ich an jeder Ecke über bedürftige Tiere.“ Dass der Fund einer angeschossenen Möwe der Beginn ihres unermüdlichen Einsatzes für den Schutz der verwaisten Tiere auf Kreta werden würde, hätte sie sich nicht träumen lassen. Für ihre Erkrankung blieb ihr jedenfalls keine Zeit mehr.
Mit geschärftem Sinn stellte sie sich von nun an aktiv dem Tierschutz auf Kreta, wo es sich schnell herumsprach, dass sich eine „verrückte Deutsche“ bedürftiger Tiere annimmt. In „Noahs kleiner Arche“ kämpft sie seither um jedes Tier, das sie findet, das ihr verletzt, halb verhungert oder misshandelt gebracht wird. Sogar Eulen sind inzwischen in ihrer Obhut. Da viele Griechen glauben, eine Eule auf dem Dach brächte Tod ins Haus, werden die Vögel angeschossen und verletzt.
Das Engagement der Tierschützerin stößt allerdings nicht überall auf positive Resonanz; denn für viele Griechen ist die streitbare Deutsche trotz ihrer hervorragenden Griechischkenntnisse immer noch eine unbequeme Außenseiterin. So fand sie eines Morgens an der Pforte ihres Geländes aufgehängte Welpen: Man hatte ihnen die Füße so aufgeschnitten, dass sie qualvoll verblutet sind. Einer von ihnen trug einen Zettel mit der Aufschrift „Wir lösen unsere Probleme selbst!“ Aus Sicherheitsgründen wohnt Silke Wrobel mittlerweile mitten in Chania in ihrem 15 m² „großen“ Tierladen „Kleine Arche Noah“ zusammen mit den Tieren, die auch nachts ihrer besonderen Pflege bedürfen.
Trotz aller Hindernisse wächst inzwischen die Unterstützung vor Ort, weil Silke Wrobels Aufklärungsarbeit Wirkung zeigt. „Das Bewusstsein der Menschen für die Tiere hat sich erweitert“, sagt sie. „Meine Hilfe wird mehr und mehr in Anspruch genommen. Man hat mir sogar schon einen Flamingo zum Aufpäppeln gebracht.“
Aber das Problem der Straßenhunde und der streunenden Katzen, deren Zahl auf Kreta in die Hunderttausende gehen dürfte, kann sie nicht alleine lösen: Ihr eigenes Hab und Gut hat sie bereits in den Tierschutz investiert. Daher gründete sie 1993 einen griechischen Tierschutzverein in Chania.
Geholfen wird ihr außerdem seit einigen Jahren von dem deutschen Verein Tierfreunde Kreta e.V., dessen ausschließliches Ziel die Unterstützung ihrer Arbeit auf Kreta ist. Der Verein sorgt für Sachspenden und deren Transporte, damit die armen und zum Teil verletzten Tiere vor Ort versorgt werden können. Darüber hinaus versuchen die Mitglieder auch Spendengelder zu bekommen, um Kastrationen und medizinische Behandlungen zu finanzieren und mittelfristig auch ein Tierheim auf einem von Silke Wrobel erworbenen Grundstück zu errichten.
Daneben gibt es sporadische Hilfen von Touristen, die verletzte Tiere finden und sie zu ihr bringen. „Manchmal kommen auch Tierfreunde, die gerne einem unserer Hunde oder Katzen in ihrem Heimatland ein schönes Plätzchen bieten möchten“, erzählt Silke Wrobel. „Allerdings können die Tiere in der Regel nicht direkt ausgeführt werden, denn sie müssen ordnungsgemäß geimpft und gechipt werden. Wenn die Leute aber etwas Geduld haben, kann das Tier dann zu einem gegebenen Zeitpunkt mit einem Flugpaten in das Bestimmungsland gebracht werden.“
Und nicht zuletzt hat eine Anwältin in der Gemeinde Chania jetzt etwas sehr Positives für die Tiere erreicht: Die Gemeinde übernimmt erstmalig in der Geschichte die Kosten für die Kastration von 500 Hunden.
Viele arme Tiere konnten durch Silke Wrobels Arbeit und ihren unermüdlichen Einsatz gerettet und nach Deutschland, der Schweiz, Österreich, den Niederlanden, Skandinavien und Großbritannien in gute Hände vermittelt werden. Für ihr Engagement erhielt sie im Februar 2004 als erste deutsche Tierschützerin im Ausland das Bundesverdienstkreuz.
März 2008 | Text: Tierfreunde Kreta e.V., Waiblingen