Ein Jahr nach Kriegsbeginn: Ärztliche Versorgung für heimatlose Katzen. Die globale Tierschutzorganisation VIER PFOTEN hat in den fünf ukrainischen Städten Tschernihiw, Sumy, Uman, Boryspil und Poltawa ein neues Hilfsprojekt gestartet.
Im Fokus stehen bei „Kishka“ (Ukrainisch: weibliche Katze) weibliche Streunerkatzen. Ziel ist es, bis Ende dieses Jahres insgesamt 10.000 Katzen zu sterilisieren und zu impfen. Vor einem Jahr begann der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine. Millionen von Menschen mussten aus ihrer Heimat fliehen und nahmen oftmals nur mit, was sie tragen konnten. Heimtiere wurden nicht selten schweren Herzens zurückgelassen. Infolge dieses Ausnahmezustands ist die Zahl der streunenden Tiere, die sich in den umkämpften Straßen herumtreiben, erheblich gestiegen.
Im Frühling stehen Katzen im Mittelpunkt
Manuela Rowlings, Leiterin der VIER PFOTEN Streunerhilfe in Europa: „Der Frühling steht vor der Tür, und das bedeutet Paarungszeit für Katzen. Unkastrierte Katzen können pro Jahr bis zu dreimal Nachwuchs bekommen. Wir haben ein langfristiges Projekt namens ,Kishka‘ ins Leben gerufen, um die örtlichen Gemeinden bei der Stabilisierung ihrer streunenden Katzenpopulationen zu unterstützen. Kastrierte Streunertiere leben länger und gesünder: Eine niedrige Population verringert den Kampf um Futter-Ressourcen oder um einen sicheren Schlafplatz. Auch die Gefahr von Seuchen oder Unfällen wird durch eine niedrige Streunerkatzen-Population eingedämmt. Ziel ist es, bis Ende Dezember 2023 insgesamt 10.000 Katzen zu sterilisieren, zu impfen und medizinisch zu behandeln. Um dieses Ziel zu erreichen, haben wir fünf neue Tierärztinnen und Tierärzte in fünf verschiedenen Regionen der Ukraine eingestellt.“
Krieg sorgt auch beim Tierschutz für Ausnahmezustand
Rowlings ergänzt: „Unsere Arbeit konzentriert sich normalerweise ausschließlich auf die Verbesserung des Lebens von streunenden Katzen und Hunden. Durch den Krieg kamen allerdings neue Herausforderungen auf uns zu. Flüchtende Menschen, die dringend Hilfe benötigen, um mit Kindern und Heimtieren die Grenze in ein sicheres Nachbarland überqueren zu können. Menschen, die psychologische Unterstützung brauchen, die wir mit unserem Team für tiergestützte Interventionen leisten können, und natürlich die Notversorgung von Tieren in den vom Krieg am stärksten betroffenen Städten und in unzähligen Unterkünften. Wir können die positiven Auswirkungen unserer Arbeit jeden Tag sehen, aber am Ende des Tages gibt es immer zu wenige Hände, um allen Tiere zu helfen.“
Hintergrund
Die Teams der VIER PFOTEN Streunerhilfe (SAC) in der Ukraine sind seit 2012 mit einer mobilen Klinik in verschiedenen Städten und Gemeinden im Einsatz. Insgesamt wurden bisher 30.000 streunende Hunde und Katzen in über 60 Gemeinden erfolgreich geimpft, sterilisiert und medizinisch behandelt. Streunende Tiere werden eingefangen, kastriert, geimpft und in die Gemeinden zurückgebracht (CNVR-Methode): der einzige humane und nachhaltige Weg, um die Populationen streunender Tiere zu reduzieren. Die WHO schätzt, dass es weltweit 200 Millionen streunende Hunde gibt, von denen viele in Osteuropa leben.
© VIER-PFOTEN.ORG | Kiew/Hamburg, 23.02.2023