BUND erforscht die Vorkommen der Wildkatze in Baden-Württemberg
Calw. Wo leben noch echte Wildkatzen in unseren Wäldern? Welcher genetische Austausch besteht zwischen den einzelnen Wildkatzenvorkommen? Und wie bewegen und verbreiten sich die scheuen Waldbewohner? Auf all diese noch offenen Fragen will der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Baden-Württemberg Antworten finden.
Im Rahmen des bundesweiten Projekts „Rettungsnetz für die Wildkatze“, werden auch die potenziellen Wildkatzenlebensräume im Nordschwarzwald/Landkreis Calw grundlegend erforscht. Dank tatkräftiger Unterstützung des Kreisforstamtes Calw sind viele haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter aus Forst, Jagd und Naturschutz seit Anfang März der Wildkatze auf der Spur. Hierzu werden sogenannte Lockstöcke in den Waldboden eingebracht – raue, mit Baldrian besprühte Holzstöcke, an denen sich die Wildkatzen reiben und dabei Haare hinterlassen. Wildkatzen lieben den Duft von Baldrian insbesondere zur Paarungszeit im Februar und März. Genetisch analysiert erlauben die Haarproben wichtige Rückschlüsse auf den Wildkatzenbestand in diesem Wald.
Hintergrund der Aktivitäten ist es, den Wildkatzen und anderen Waldbewohnern neue Lebensräume zugänglich zu machen. Die für die Tiere geeigneten Wälder liegen überwiegend isoliert oder zerstückelt zwischen Siedlungen, Straßen und landwirtschaftlichen Flächen. Im 2007 vom BUND entwickelten „Wildkatzenwegeplan“ sind deswegen bundesweit grüne Korridore zwischen Waldgebieten vorgesehen. Diese Verbindungen aus Bäumen und Büschen ermöglichen es den Wildkatzen, mit ausreichend Deckung neue Wälder zu erobern. Drei Korridore – in Thüringen, Rheinland-Pfalz und Niedersachsen – konnte der BUND bereits pflanzen.
Damit weitere Waldvernetzungen entstehen können, sind aktuell die Vorbereitungen zur Erforschung der Wildkatzenpopulationen in allen Bundesländern mit Wildkatzenmeldungen voll im Gange. Wo die Tiere tatsächlich vorkommen und welche Wege sie nutzen – das soll nun mithilfe der Probesammlungen und Genanalyse über die nächsten drei Jahre ermittelt werden. Die Ergebnisse werden direkt in der Planung und Umsetzung der grünen Korridore genutzt.
Der BUND engagiert sich mit seinem „Rettungsnetz für die Wildkatze“ bereits seit 2004 für die Ausweitung der Lebensräume der Wildkatzen. Der zugrunde liegende „Wildkatzenwegeplan“ umfasst ein Wald- und Korridorsystem mit einer Gesamtlänge von 20.000 Kilometern.
© Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), Landesverband Baden-Württemberg